Irgendwie ziehen mich exotische Bonsai-Pflanzen magisch an?
Anders kann ich mir den Versuch über den ich heute berichten werde nicht vorstellen.
Bereits vor ein paar Jahren habe ich in einigen Foren über die Chili-Aufzucht und Versuche diese zu Bonsai zu gestalten gelesen.
In den mir bekannten Bonsai-Fachbüchern gibt es darüber keine Hinweise. Dennoch gibt es einige gelungene Gestaltungen mit Chili-Pflanzen. Besonders reizvoll sind dabei die roten oder bunten Früchte.
Die Sache hat allerdings einen Haken. Die meisten Chili-Pflanzen werden nur einjährig gezogen. Der Grund ist, dass die meisten Chili-Sorten mit zunehmenden Alter weniger Erträge bringen. Bereits im zweiten Lebensjahr geht die Fruchtbildung stark zurück.
Lediglich wenige Wildformen behalten ihre Fruchtbildung über mehrere Jahre. Solche Pflanzen bekommt man in unseren Breitengraden allerdings kaum. Aber es gibt auch reichlich Zuchtformen und einige davon haben sogar einen kleineren Wuchs und davon noch einmal ein paar bilden kleine Früchte. Damit sollte man doch auch einen Bonsai gestaltet bekommen?
Hauptsächlich möchte ich aber versuchen, ob ich auf meinen Balkon Chili-Pflanzen kultivieren kann?
Dabei möchte ich auch ein paar Früchte ernten. Frisches Gemüse oder Obst schmeckt ja bekanntlich am besten. Und die Sorten die ich zum Anbau ausgewählt habe, bekomme ich in keinem Supermarkt.
Meine Frau mag scharfes Essen weniger. Also habe ich zwei Sorten mit geringem Schärfgrad ausgewählt. Eine Sorte hat mehr Pfiff bzw. Schärfe. Diese habe ich allerdings wegen der geringeren Wuchshöhe und der mehrfarbigen Früchte ausgewählt.
Am besten sät man in unseren Breitengraden bereits im Winter aus. Manche Chili-Balkon-Gärtner machen dies bereits im Januar. Ich habe meine Ende Februar ausgesät. Damit die Samen schneller keimen habe ich ein Zimmer-Gewächshaus mit transparenten Oberteil und Belüftungsschlitzen verwendet. Die ersten vier Wochen habe ich tagsüber mit Heizmatte aus dem Pflanzenhandel von unten mit Wärme nachgeholfen. Dies verkürzt die Keimzeit und die Jungpflanzen wachsen etwas schneller.
Ausgesät habe ich je einen Samen auf Jiffy-Torfquelltöpfchen. Diese sind flach. Oben haben sie eine Mulde, damit der Samen beim giessen nicht weggeschwemmt wird. Sie bestehen aus Torf und den ersten Nährstoffen. Torf-Chip in das Gewächshaus legen. Samen drauf. Giessen und die Platten saugen sich mit Wasser voll und quellen nach oben auf. Wie ein Topf. Deckel auf das Gewächshaus. Heitzmatte an und abwarten.
Nach zwei Wochen tut sich schon was:
Über 70% sind bereits gekeimt! Gutes Samengut. Durch die Heizmatte muss man alle paar Tage neu giessen. Man sieht es auf den obigen Foto ganz gut. In der Mitte ist das Substrat bereits trocken. Aussen teilweise noch freucht oder nass.
Von der Seite sieht man bereits die ersten beiden Keimblätter:
Die Kleinen geben ganz schön Gas! Nach guten vier Wochen haben sie mächtig zugelegt:
Bei einigen Pflanzen haben sich weitere Blattpaare gebildet. Es geht voran.
Und nach etwa sieben Wochen sind bereits prächtige Jungpflanzen daraus geworden. So langsam wird es Zeit diese in einen größeren Topf zu pflanzen. Dank der Torftöpfe entfällt das pikieren.
Die Keimquote ist viel zu hoch. Zumindest habe ich nicht mit solch hoher Quote gerechnet. Bei den hellgrünen sind fast alle gekeimt. Lediglich die grün-violette belaubte Sorte brachte nur vier von zehn Pflanzen. Allerdings standen die nach der Aussaat auch hinten und bekamen weniger Licht als die anderen Pflanzen. Mit einer Zusatzbeleuchtung hätte man das sicher auch optimieren können?
Am letzten Wochenende habe ich mir die schönsten sechs Pflanzen, zwei von jeder Sorte, ausgewählt und in größere Töpfe umgetopft. Das Substrat besteht aus normaler Blumenerde die etwas mit mineralischen Teilen aufgelockert wurde. Nach dem Umtopfen wurde angegossen. Leider regnet es am Umtopftag und ist kühl auf dem Balkon. Die Pflanzen stehen nun im Innenbereich am Balkonfenster. Sobald es wieder wärmer wird, kommen diese auf den Balkon. Zuerst einmal in ein Balkongewächshaus. Wenn Sie ordentlich gewachsen sind, werden sie an ein sonniges Plätzchen auf dem Balkon gestellt.
Jede Pflanze bekam ein Schild, das mit ihrem Namen beschriftet ist. So kann ich später die Sorten und Schärfegrade auseinander halten.
Zum Abschluß stelle ich euch noch die drei Sorten vor.
Capsicum baccatum „Mini Bonnet“
Auf der Schärfeskala wird diese Sorte mit 2 von 10 angegeben. Allerdings sollte man wissen, das die Schärfe sehr stark vom Wetter und der Reifung abhängt. Ähnlich wie bei einem Wein fällt die Schärfe und das Aroma der Frucht etwas anders aus.
Die Sorte stammt aus Südamerika und hat eine eigentümliche Form der Frucht. Rot und wie ein Mini-Kürbis oder Bischofshut. Die Früchte sind recht fruchtig und süßlich und erinnern im Aroma an Pfirsiche.
Capsicum annuum Jalapeno NuMex Primavera
Mit einem Schärfegrad 3 von 10 gehört diese Sorte zu den milden Chili.
Diese Sorte wurde vom Institute der New Mexico State University gezüchtet. Sie entstand ohne Gentechnik alleine durch strenge Selektion. Sechs Jahre dauerte dies und weitere drei Testjahre, bis diese Chili-Sorte in den Handel kam.
Gegenüber anderen Jalapenos hat diese Sorte nur 10% deren Schärfe. Dafür ist sie für Jedermann ein Genuß. Der Ertrag soll sehr hoch sein und sie bevorzugt einen sehr sonnigen Platz. Die ersten Früchte sind bereits nach 65 Tagen möglich und nach 85-90 Tagen sind sie reif.
Chili annuum Pretty in Purple
Ich denke, dass sich diese Sorte von den dreien am besten zur Gestaltung als Bonsai eignen könnte?
Sie hat keinen hohen Wuchs. Sie wächst buschiger. Die Blätter mit dem violetten Farbton wirken interessanter. Und die Früchte sind mehrfarbig.
Mit dem Schärfgrad 6 von 10 haben die kleinen Früchte ganz schön Pfiff. Auf Grund ihres Wuchses eignet sich diese Sorte auch sehr gut als Topfpflanze.
Die Früchte sind lila, gelb und orange bevor sie scharlachrot werden. Sicherlich ist solch eine Pflanze mit unterschiedlich reifen Früchten bereits ein optischer Augenschmaus.
Nun muß es nur noch warm werden, damit ich die Chili-Pflanzen auf den Balkon räumen kann.
Ob ich tatsächlich die ein oder andere Pflanze zum Bonsai gestalte weiß ich heute noch nicht. Dies wird von deren Entwicklung abhängen. Zudem müssen die Pflanzen mit künstlicher Beleuchtung und warm überwintert werden. Es ist also mit Kosten durch den Stromverbrauch zu rechnen. Ist es mir das wert? Schaun wir mal wie sie sich über den Sommer entwickeln und vor allem wie sich schmecken.
Die sehen klasse aus! ich habe im Januar ebenfalls so eine Feuerplantage angelegt, nur leider den Fehler gemacht zu viele Chilisamen pro Topf auszubringen. Gekeimt ist alles und nun ist es zu spät zum vereinzeln und die Wurzeln graben sich gegenseitig die Nährstoffe ab – das wird wohl nix mehr 🙁
Wieder was gelernt: Spare nicht am 2 Cent Papptopf !
Dir viel Erfolg mit den kleinen Monstern!
Grüße aus dem Donautal
Achim
Hallo Bernd,
ich habe dieses Jahr auch meine ersten Chilisamen in die Erde gebracht. Vor ca. 4 Wochen sind nahezu alle Pflanzen gekeimt, leider geht es seit ca. 2 Wochen garnicht mehr vorran (ungefährer Stand wie dein drittes Bild). Hast du eine Idee woran das liegen kann?
Ich habe Jalapeno, Habanero und Anaheim gepflanzt.
P.S. Ich hoffe aus ein oder 2 Pflanzen im nächsten Jahr einen kleinen Bonsai machen zu können.
Hallo Stephan,
ich kenne deine Kulturmöglichkeiten nicht.
Wenn es zu kühl war wachsen Sie langsamer.
20-25 Grad und die Erde gut feucht halten.
Ich habe am Anfang teilweise mit einer Pflanzen-Heizmatte unter der Schale nachgeholfen. Bodenwärme mögen sie.
Anfang März könnte knapp werden für eine gute Sommerernte.
Januar spätestens Februar ist in unseren Breitegraden zur Vorkultur meist besser, da die Pflanzen bis zum Frühjahr – Sommer, dann schon ordentlch gewachsen sind.
Kulinarisch haben mir die Jalapenos am besten geschmeckt 😉
Viel Erfolg!
Mit Bonsai hat bei mir nicht geklappt. Habe mir jede Menge Läuse in die Wohnung geholt, sodass ich die letzten zwei Chili-Pflanzen entsorgen musste 🙁
Aber die Früchte waren lecker 😉
Liebe Grüße
Bernd
Bei mir stehen die Pflänzchen auf der Fensterbank über der Heizung. Eine Heizmatte habe ich leider nicht. Ich hatte Anfang Februar bepflanzt, hab den Zeitpunkt etwas verpasst. Ich freue mich besonders auf die Habaneros, aber ich mag es gerne scharf. Mal sehen wie sich das ganze entwickelt.
Hallo,
interessanter Artikel. Ich beschäftige mich erst seit kurzem mit Bonsai und kam daher auf diese Seite. Ich ziehe jedoch schon seit längerem Chilis, was mich auf diesen Artikel brachte 🙂
Ich kann mir gut vorstellen, dass man auch aus Chilis Bonsais ziehen kann. Ich selbst hege den Gedanken seit kurzem. Ich habe z.B. eine Pflanze jetzt das vierte Jahr. Der Stamm ist inzwischen mehr als Daumendick und recht ansehnlich. Ein Tipp: Aufgrund des Läuseproblems, das Chilis wirklich sehr häufig trifft, entferne ich im Spätherbst sämtliche Blätter. Das macht der Chili nichts, die treibt im Januar wieder aus. Außerdem braucht man dann auch keine extra Beleuchtung etc.
Prinzipiell sind gut gedüngte Pflanzen sehr Schnittfreudig, sie treiben schnell wieder aus.
Ich habe dieses Jahr einen ersten Formschnitt gemacht, nächstes Jahr schaue ich mal, wie es weiter geht 🙂
Viele Grüße
Hallo Steve,
danke für den Tipp mit dem entfernen vom Laub im Herbst!
Klingt logisch. Und keine Zusatzbeleuchtung ist in unseren Breitengraden auch ein Vorteil.
Dieses Jahr habe ich keine ausgesät.
Aber vielleicht finde ich in einem Pflanzenmarkt noch eine Pflanze 😉
Schönen Gruß
Bernd