Was man unter der streng aufrechten Form versteht, habe ich ja bereits vor ein paar Wochen erläutert.
Aber wie gestaltet man einen Bonsai in dieser Stilform?
Was muß man beachten um einen Bonsai in diese Form zu bringen?
Was ist zu tun, dass der Bonsai die gewünschte Gestalt annimmt?
Genau diese Gestaltungsfragen versuche ich heute zu beantworten.
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Welche Bäume eignen sich für die streng aufrechte Form?
Fast alle Baumarten sind dafür geeignet. Sehr viele Laubbäume und fast alle Nadelbäume eignen sich für diese Gestaltungsform.
Weniger geeignet sind Pflanzen wie Bodendecker. Diese sind kaum zu einer streng aufrechten Stilform erziehbar. Das wäre auch keine natürliche Form für solche Pflanzen.
Sehr gut geeignet für die streng aufrechte Form, sind Bäume mit einer markanten und eindrucksvollen Rinde oder Bäume die eine solche im Alter entwickeln.
Bei der Pflanzenauswahl sollte logischerweise der Stamm bereits streng aufrecht, ohne Windungen, gewachsen sein.
Sollten leichte Korrekturen notwendig sein, muß natürlich sichergestellt sein, dass der zu korrigierende Stammbereich noch durch Drahtung biegsam genug ist, um die gewünschte Form anzunehmen.
Das untere Drittel des Baumes sollte ohne Äste sein. Wobei man zu viele Äste, für eine ausgewogene Form, auch entfernen kann. Je nach Baumart, braucht der Baum dann allerdings wieder einige Zeit bis die Schnittwunden verheilt sind. Aber wenn er danach besser aussieht, ist es die Mühe wert.
Die Äste im unteren Bereich sollten waagerecht oder nach unten zeigen. Bei aufrecht oder nach oben wachsenden Ästen, sollten sie noch so biegsam sein, dass man sie nach unten drahten oder spannen kann.
Damit der zukünftige Bonsai nicht wie ein Besenstil der in den Boden geramt aussieht, ist ein bereits gut entwickeltes Nebari von Vorteil. Der ausgewählte Baum sollte also möglichst einen gut entwickelten Wurzelansatz haben. So suggeriert er Standfestigkeit. Alter und Kraft. Der Bonsai wirkt natürlicher.
Welche Pflege- und Gestaltungsmassnahmen sind bei einer streng aufrechten Form zu machen?
Ist die auswählte Pflanze zu hoch? Kein Problem. Dann wird der Baum auf Wunschhöhe gekürzt. An der Schnittstelle sollte oberhalb ein Ast sein, der zur neuen Baumspitze hochgedrahtet werden kann.
Die Schnittstelle ist im Optimalfall auf der Rückseite des Baumes. Die Schnittstelle wird vom oberen Ast schräg nach unten gemacht. So entsteht nach einigen Jahren, in Abhängigkeit von der Pflanzenart und der Größe der Schnittstelle, eine Überwallung. Der Baum sieht an dieser Stelle verjüngt aus und nur bei sehr genauem Hinsehen kann man eine Schnittstelle noch erahnen. Damit eine Schnittstelle schneller verheilt kann diese mit einem Wundverschlußmittel behandelt werden. Bei großen Schnittstellen kann der Kallusrand mit einem scharfen Messer nachgeschnitten werden. Dadurch wird das überwallen beschleunigt.
Je nach dem der Wurzelansatz bereits entwickelt ist, wird dieser in den folgenden Jahren aufgebaut oder verfeinert. Dies erfolgt beim umtopfen. Hier wird der Wurzelansatz und das Wurzelwerk kontrolliert und durch Rückschnitt und Ausschnitt die zukünftige Form und Verdickung einzelner Wurzeln gefördert.
Und wenn man wenig Fehler gemacht hat, ist man nach einigen Jahren stolzer Besitzer eines Bonsai in der streng aufrechten Form 😉