Ernst Theis aus Solingen hat mir ein Foto von seiner Chinesischen Ulme (Ulmus parvifolia) geschickt.
Die Ulme hat er vor etwa 7 bis 8 Jahren geschenkt bekommen. Die Schale hat er selbst gemacht.
Leider ist das Foto das mir Ernst geschickt hat, nicht 100%ig scharf. Aber das wesentliche kann man erkennen.
Eine weitere Schwierigkeit bei einem Foto ist, daß man den Baum kaum richtig beurteilen kann. Man sieht ja nur eine Seite und diese auch nur zweidimensional.
Für eine tiefere Einschätzung bräuchte man verschiedene Blickwinkel.
Also versuche ich einfach mal meinen Eindruck für diese Chinsesischen Ulme zu schildern.
Mir persönlich gefällt der Bonsai bereits recht gut.
Auf der rechten Seite ist ist der Bonsai sehr dicht und ohne Lücken belaubt.
Auf der linken Seite ist eine kleine Ecke (grün eingezeichnet) die ein perfektes rechwinkliges Dreieck verhindert.
Der Wurzelansatz ist bereits recht markant und wird auf der rechten Seite von einem Stein unterstützt.
Leider ist er im Ansatz etwas dünner als im weiteren unteren Stammverlauf.
Ich kann auf Grund des einen Fotos nicht beurteilen ob diese schlanke Stelle nur aus dieser Perspektive so wirkt?
Das fehlende Laub kann man sicherlich in den nächsten 1-2 jahren aufbauen.
Den im Ansatz dünneren Stamm kann ich nicht beurteilen, da hierzu Ansichten von den anderen Seiten fehlen.
Am einfachsten wäre ein neuer Austrieb in diesem Bereich. Dazu müsste man aber den Bonsai stark zurückschneiden, was allerdings zum vorläufigen Verlust der oberen Feinverzweigung und evtl. sogar Größe des Bonsai zur Folge hätte.
Durch einen neuen Trieb würde sich der Stamm schneller verdicken. Wenn man bei einer gesunden Pflanze im Mai das ganze mit einem Blattschnitt der Äste kombiniert, kann man das Dickenwachstum im unteren Bereich sogar beschleunigen. Dafür sollte der Baum aber gesund sein.
Die andere Möglichkeit ist eine Astbohrung oder Pfropfung im unteren Astbereich. Sobald der Steckling angewachsen ist, kann der Stamm wie bei der obigen Methode schneller verdicken.
Die selbst gemachte Schale gefällt mir sehr gut. Ich finde sie aber zu diesem Bonsai nicht passend. Zu wuchtig wirkt diese Schale im Verhältnis zu dem filigran wirkenden Laubbaum.
Ich habe einfach mal in mehreren Virturials andere Schalen ausprobiert:
Mir persönlich gefällt eine rechteckige Schale noch weniger.
Ich denke eine runde oder ovale Bonsaischale mit einer Schalenhöhe, die in etwas dem Stammdurchmesser entspräche, würde den Baumcharakter noch verstärken.
Mein Fazit:
Die Lücke im Laub kann man sicherlich in den nächsten 1-2 Jahren füllen.
Mit einer runden oder ovalen und nicht zu hohen Schale könnte der Ausdruck des Bonsai noch verstärkt werden.
Der Bonsai ist bereits gut entwickelt und gestaltet worden. Durch Verfeinerungen kann er noch an Ausdruckskraft gewinnen.
Die Laubkrone könnte auch als Halbkreis gut wirken. Dies würde der Bestenstil-Form mehr entgegen kommen. Dadurch würde die Ulme noch einen Tick natürlicher wirken? Aber das ist sicherlich auch eine Frage des persönlichen Geschmackes.
Hallo Bernd, danke dass Du meinen Bonsai vorgestellt hast. Es ist interessant zu hören, wie ein unvoreingenommener Kollege den Baum beurteilt. Völlig richtig ist,dass Du die dünne Stelle am Stamm bemängelst. Es war halt ein Baumarktbonsai! Auch die Stelle mit dem Laub, bzw. ohne Laub, ist sicher verbesserungswürdig, obwohl das für mich eher zweitrangig ist. Es müssen m.E. nicht alle Bäume nach einer Schablone gestaltet werden. Nun zur Schale. Das ist so eine Sache. Gut gefallen mir die beiden runden Schalen. Sie passen ausgezeichnet. Wie Du schon sagtest, die Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so! Ich freue mich sehr, dass Du Dir soviel Mühe mit den virtuellen Schalen und der Beurteilung gemacht hast. Vielen Dank! Dies gibt wieder Anlass, sich erneut mit der Gestaltung zu befassen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann ich nochmal ein aktuelles Bild zum Vergleich schicken. Wenn Du möchtest, kann ich im Frühjahr noch mal einen anderen Baum vorstellen.
Viele Grüße aus Solingen, Ernst
@ Ernst
Für einen Baumarkt-Bonsai ist es ein sehr schönes Exemplar!
Auch ich bin kein Freund von geometrischen Formen bzw. Schablonierungen von japanischen Gestaltungsgrundlehren.
Zu leicht wirkt so ein Bonsai sehr unnatürlich.
Aber eine runde Schale wäre sicherlich eine weitere Verbesserung im Gesamteindruck. Die erste runde und grüne ist aus Yokkaichij und gibt es teilweise bei der Bonsaischule Enger.
Die zweite Bonsaischale habe ich bei Marc Berenbrinker (Töpfer) entdeckt.
Schöne Grüße aus dem kurzfristig schneefreien Remstal?