Der noch unerfahrene Bonsai-Fan wird bei diesem Artikel sicherlich erschrecken und vielleicht sogar mit Unverständnis im ersten Moment reagieren?
Eigenlich wollte ich diesen Gestaltungsschritt schon vor zwei Jahren machen. Leider habe ich mich durch einige Gestaltungsvorschläge hier im Blog von meinem ursprünglichen Weg abbringen lassen.
Das was manche auf den Fotos an Gestaltungsmöglichkeiten gesehen haben wollen, kann ich in der Praxis an diesem Baum nicht realisieren.
Das mag zum einen an der schwierigen Einschätzung eines Baumes auf einem Foto liegen. Man sieht dort nur zwei Dimensionen. Die Tiefe fehlt. Somit ist im Prinzip kein Bonsai auf Grund eines Fotos richtig zu beurteilen.
Die damaligen Ideen fand ich eigentlich ganz gut. Inzwischen musste ich aber feststellen, dass manche Gestaltungsschritte an diesem Rohmaterial nicht mehr realisierbar sind. Zu dicke Äste. Eine Umgesatltung war für mich nicht reaslisierbar. Vielleicht hätte das jemand Erfahreneres hinbekommen?
Aber man muß ja nicht jeden Baum zu einem Extrem-Bonsai gestalten.
Also habe ich mich nach der Betrachtung des Baumes im Mai für meine ursprüngliche Idee zum Bonsai entschieden.
Im Mai diesen Jahres sah die Hainbuche wie folgt aus:
Bekanntlich treiben Hainbuchen meist nicht aus altem Holz aus. Das war auch bei dieser der Fall. Es boten sich keine neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die Proportionen passen auch nicht wirklich. Das ansägen des linken oberen Ästes, um ihn im Winkel nach oben zu biegen, brachte auch nicht den gewünschten Erfolg. Der Ast war dann doch schon so alt und dick, das er sich zwar etwas biegen ließ. Aber den gewünschten Winkel hätte ich nur mit einem Bruch des Astes erreicht. Das wollte ich nicht.
Mein ursprünglicher Plan und alter und neuer Weg ist ein kompletter Neuaufbau des Baumes. Das Nebari ist gut. Der Rest ist Mist. Also kommt der ganze Mist erst einmal weg.
Erst mal die Äste links gekürzt.
Auf der anderen Seite wurden die Äste auch stark gekürzt.
Danach wurde der Stamm mit einer Säge stark gekürzt, sodass nur noch ein gerader Stumpen übrig blieb.
Die grossen Schnittstellen machen dem Baum nicht wirklich attraktiv. Das ist der Preis von einem Baum, der 12 Jahre im Feld gezogen wurde.
Bei den Bonsai-Anfängern wird nun ein Aufschrei die Runde machen.
Aber bereits nach 3 Wochen gab es drei neuen Austrieb am alten Holz:
Die Schnittstelle wurde mit Wundpaste behandelt. Drei neue Austriebe gab es bisher. Den unteren links werde ich wohl wieder entfernen, da er soweit unten weniger harmonisch aussehen würde. Die beiden oberen vorne und hinten werde ich erst einmal wachsen lassen. Daraus könnten in den nächsten Jahren zwei Hauptäste eines Baumes werden?
Bis dahin eine sehr einfache Grundgestaltung. Absägen und auf den Austrieb warten. Allerdings ist Hainubuchenholz sehr hart. Sägen ist da sehr anstrengend.
Aber nun sollte er endlich auf den richtigen Weg gebracht worden sein.
Ich werde hier im Blog wieder über diesen Baum berichten.
Vor dem nächsten Frühjahr wird das allerdings nicht sein.
Ich wurde auch schon gefragt ob der Zeitpunkt nicht zu spät für den radikalen Rückschnitt sei?
Gesägt wurde am 07. Juni. Nach drei Wochen zeigte sich der erste Austrieb. Das letzt Foto ist von letzter Woche. Besser wäre sicherlich das Frühjahr gewesen. Das hätte einen kräftigeren Neuaustrieb gebracht. Der Rückschnitt erfolgt allerdings noch vor dem Johannistrieb. Das ist bei Hainbuche meist der zweite Austrieb im Jahr. Damit sollten die neuen Jungtriebe genügend Zeit zum wachsen und ausreifen haben, damit der Baum gut über den Winter kommt.
Nun darf er erst einmal in Ruhe wachsen, damit er für den Winter genügend Reserven sammeln kann.
Nun heißt es abwarten und Tee trinken 😉
Wie ging es hier weiter? Mich würde interessieren, was man am besten (langfristig) mit der abgeschnittenen Stelle des Stammes macht… Habe gerade eine ähnliche Situation. Vielen Dank und liebe Grüße! Alex