Mit Kakteen beschäftige ich mich schon seit mindestens 25 Jahren.
Ein zuviel gegossener Säulenkaktus war die Ursache. Ich hatte ihn im Winter zu oft gegossen. Er bekam einen schwarzen Fleck an der Basis. Schimmelpilz.
Da ich damals nicht wusste, was der Kaktus hatte ging ich in die nächste Bücherei und habe mir Bücher über Kakteen ausgeliehen. Internet gab es damals noch nicht 😉
Ich war überrascht welche Vielfalt es an Kakteen gibt!
Und durch einen Zufall habe ich dann auch noch einen Kakteen-Sammler kennen gelernt, der mir einen Blick in seine 3 Gewächshäuser gewährte. Bei dem Besuch kam ich mit einem weiteren Kaktus nach Hauses. Das Kakteenfieber war bei mir ausgebrochen.
Seitdem sammle ich Kakteen verschiedener Arten. Am liebsten solche, die bei meinen Kulturmöglichkeiten auch leicht blühen. Die Arten und die Sammlung hat sich nach einigen Umzügen und den dadurch veränderten Kulturmöglichkeiten immer wieder verändert. In den letzten 15 wohnen wir nun in der eigenen Wohnung. Dadurch hat sich die Kakteensammlung auf bestimmte Arten auf bestimmte Kakteenarten herauskristalisiert.
Manche Arten kommen weniger gut mit dem Klima auf einem Westbalkon zurecht. Im Sommer gibt es ab 12 Uhr bis Sonnenuntergang Sonne. Da wir in einer Weinbauregion im Tal wohnen, ist es im Sommer bei Sonnenschein meist schnell warm oder auch mal heiß. Aus Platzgründen favorisiere ich meist Arten die nicht so groß werden.
Im Sommer sind die Kakteen auf dem Westbalkon untergebracht. Je nach Wetter ist das ab April bis in den Oktober – Dezember. Bis zum ersten Nachfrost lasse ich die meisten Kakeen mit Wetterschutz auf dem Balkon. Meist sind dies die Arten von Echinopsis, Lobivia und Chamaecereus. Wenn diese leichten Frost ertragen, wird bei einigen eine höhere Blütenbildung angeregt. Danach kommen die Kakteen ins Winterlager. Entweder in ein unbeheiztes Zimmer an ein Fenster oder in den Keller.
Im letzten Jahr habe ich mir im Kakteenfachhandel eine Mammillaria prolifera gekauft und in eine Akzentschale getopft. Diese Art verträgt keinen Frost. Die Art stammt aus der Karibik und Mexiko und kommt dort in milden Regionen vor. Dadurch eignet sie sich auch halbwegs für die ganzjährige Zimmerkultur an einem sonnigen Fenster.
Im Mai haben sich neben den vielen roten Früchten nun endlich auch einige der kleinen gelben Blüten gezeigt:
Da diese Art leicht Kindel bildet wird die Substraboberfläche in 2-3 Jahren zugewachsen sein.
Am liebsten mag ich die Art Lobivia. Eigentlich gibt es diese Art gemäß der aktuellen Nomenklatur nicht mehr, da sie der Art Echinopsis zugeordnet worden ist. Dennoch gibt es doch recht viele Unterscheidungsmerkmale beider Arten. Vor allem kommen Lobivien in ihrer Heimat in viel höheren Lagen als Echinopsen vor. Teilweise findet man Lobivia-Arten in den Anden in Höhen von über 4000 Meter! Das diese Arten im Winter frostresistenter sind klingt logisch. Allerdings vertragen sie keinen Dauerfrost. Den gibt es auch in diesen Höhenlagen im Winter nicht.
Ursprünglich gab es auch eine Art mit der Bezeichnung Chamaecereus. Dies wurde mal Lobiva und heute Echinopsis zugeordnet. Bei der Naturform ist bis heute unklar ob diese wirklich in der Natur entstanden ist. Aber das dürfte die Gen-Forschung irgendwann ermitteln können. Die Herkunft soll Argentinien sein. Da es die Art in Argentinien wohl nicht mehr gibt wird derzeit sogar angezweifelt ob es wirklich eine Natur-Art ist?
Bei Kakteenfans ist der Chamaecereus sehr beliebt, da er klein ist und Polster bildet die im Alter viele Blüten hervorbringen kann.
Auch bei Züchtern ist diese Art sehr beliebt und hat in den letzten Jahrzehnten einige schöne Hybriden (= Zuchtformen) hervorgebracht.
Auch ich versuche mich seit einigen Jahren in der Zucht von Chamaecereus und Lobivia-Kakteen. Leider gab es einige Rückschläge. Mein ersten gekauften und gesammelten Pflanzen für die Zucht sind in einem Winter einem Frosttag zum Opfer gefallen. 12 Grad Minus haben nur wenige Pflanzen überlebt. Der Großteil ist erfroren.
Also begann ich fast von vorne. Ohen blühfähige Eltern-Pflanzen kann man auch nicht züchten. Wieder habe ich neue Pflanzen getauscht und gekauft. Wolläuse und Schildläuse haben einigen davon den Garaus gemacht.
Im letzten Jahr war der Elternstamm dann sehr gering. Wieder habe ich mir neue Pflanzen besorgt. Von einem anderen Züchter erhielt ich über 30 Chamaecereus-Stecklinge. Verschiedene Zuchtformen. Nichts überragendes. Aber wenigstens wieder eine gute Basis für die Zucht.
Und tatsächlich. Über den ganzen Mai hat fast jeden Tag mindestens ein Chamaecereus-Kaktus geblüht. Zum Teil auch mehrere gleichzeitig, sodaß ich endlich mal wieder welche bestäuben konnte. Ob es daraus Nachkommen geben wird, wird man sehen. Nicht immer klappt eine Bestäubung. Nicht immer sind die Samen keimfähig.
Eine Züchtung von Herrn Dr. Binnig aus Chamaecereus silvestrii Typ x Lobivia famatimensis F3. Eine schöne gelbe Blüte.
Eine Züchtung der Kakteengärnterei Haage aus Erfurt. Die gelborangenen Blütenblättern haben gefiederte rote Streifen. Wie ein Tigerauge 😉
Diese Hybride erhielt ich mit der Bezeichnung weiss groß. Die Blüte ist allerdings violett-rot und groß. Auf Grund der großen Blüte erscheint mir diese Züchtung dennoch interessant.
Auch die Hybride Granat stammt von der Kakteengärtnerei Haage aus Erfurt.
Eine Züchtung mit rotorangener Blüte. Die Blütenblätter sind recht zerfledert. Züchering EFX ist Edith Koch.
Auch eine Züchtung von Edith Koch mit sehr schöner zweifarbiger Blüte die von orange in rot bis violett verläuft.
In diesem Monat gab es endlich mal Erstblüten bei eigenen Zuchten.
Eine schöne Blüte in den Farben rot, orange und violett. Wobei die Erstblüte bei einer Zucht noch nicht endgültig sein muß. Erst nach der dritten Blüte stabilisiert sich die Blütenfarben und Form. Diese Blüte enstand aus Chamaecereus Hybride Momo x Lobivia mit hellvioletter Blüte.
Die dritte Blüte eine eigenen Zucht. Eltern sind beide mit vergleichbarer violetter Blüte. Die Blüte ist nichts besonderes, da e sie in dieser oder ähnlicher Form schon häufig gibt. Durch weiterkreuzen der gleichen Nachkommen kann es aber zu Farbänderungen bei der Blüte kommen. Meist aber erst ab der 3. Generation. Dies hier ist sozusagen die 2. Generation.
Diese Woche gab es auch die erste Blüte einer Lobivie:
Die Bezeichnung WK 870 gibt Auskunft wer diese Pflanze wo in der Natur gesammelt hat. WK = Wolfgang Krahn *1939, deutscher Feldforscher, Reisen nach Mexiko und Südamerika. 870 ist die Sammelnummer. In dieser sind die Koordinaten des Fundortes hinterlegt.
Die Blütensaison hat bei meinen Kakteen in diesem Jahr recht früh und zahlreich begonnen. Einige Lobivien haben bereits Blütenknospen die in den nächsten Wochen aufgehen dürften.
Bei den Echinopsis-Hybriden und Trichocereus-Hybriden sind bisher nur wenige Blütenknospen erschienen. Wobei die Trichocereen wohl noch zu jung sein dürften?
Aber bei den Echinopsis-Pflanzen würde ich mich über einige er größeren Blüten sehr freuen. Der Sommer kann nun beginnen 😉