Diese Schwarzerle (Alnus glutinosa) ist mein ältester als Bonsai kultivierter Baum.
Im Mai 2007 habe ich die diese Pflanze als 2-jährige Pflanze in der Bonsai-Baumschule Enger für 6€ gekauft. Damals hatte ich noch fast keine Ahnung über Bonsai.
Etwas theoretisches Wissen hatte ich mir aus dem Internet und ein paar Bonsai-Büchern erlesen. Vieles von dem Gelesenen wollte ich nun an ein paar jungen Läubbäumchen ausprobieren. Die Schwarzerle ist übrigens die einzige von den 3 Pflanzen, die bis heute überlebt haben. Die Hainbuche und Forythie sind vor einigen Jahren bei Spätfrost im März erfroren. Oder besser gesagt vertrocknet.
Aber auch diese nun 11 Jahre alte Schwarzerle durfte vieles aushalten. Warum habe ich damals eine Schwarzerle gekauft? Viele Bonsaigestalter halten diese Art für nicht so lohnend. Keine Blüten. Keine Herbstfärbung. Große Blätter, die nicht kleiner zu bekommen sind. Auch nicht mit einem Blattschnitt. Die Blätter werden meist so groß wie eine offene Männerhand!
Dennoch habe ich mich für die Schwarzerle als Anfängerpflanze entschieden. Mir ging es darum, möglichst viele Pflege- und Gestaltungstechniken an dieser Pflanze auszuprobieren. Da die Schwarzerle sehr schnellwüchsig ist, sollte das ein Vorteil sein.
Nach einigen Jahren und vielen Schnittübungen sah die Pflanze richtig übel aus. Ein Baumpilz kam auch noch dazu. Ich dachte damals, das wäre es. Aber Schwarzerlen sind offenbar sehr robust. Der Baumpilz ist nach 2 Jahren vertrocknet. Die damals sehr große Schnittstelle ist inzwischen fast überwallt.
Am schönsten finde ich die Schwarzerle beim Neuaustrieb. Da sind die Blätter noch klein und haben eine schöne grün-braune Färbung. Nach 2-4 Wochen sind die Blätter schnell sehr groß. Auch ein Grund warum die meisten Schwarzerlen in der Höhe mindestens 80 cm oder noch größer gestaltet werden. Dann wirken auch die großen Blätter noch relativ natürlich im Größenverhältnis.
Schnittwunden verheilen am besten im Frühjahr. Spätere Schnitte im Jahr überwallen oft viel langsamer. Neutriebe sind grün und klebrig. Sobald sie aushärten und verholzen sind sie nicht mehr klebrig.
Diese Schwarzerle wollte ich in den letzten Jahren schon mehrmals entsorgen oder verschenken. Inzwischen hänge ich so an ihr und mag sie nicht mehr hergeben. Trotz der vielen Übungsunfälle, entwickelt sich der Baum von Jahr zu Jahr immer mehr zu einem Bonsai.
Inzwischen ist es kein Übungsbaum mehr. Im Gegenteil. Nun versuche ich einen Bonsai zu gestalten. Die Gestaltungsmassnahmen habe ich reduziert. Weniger ist manchmal mehr. Ich gestalte und warte dann ab wie der Baum darauf reagiert. Die letzten 2 Jahre habe ich den unteren rechten Ast ganz durchwachsen lassen und erst im Frühjahr zurückgeschnitten. So konnte er sich stärker verdicken als die Äste darüber. Damit soll ein natürlicheres Aussehen erreicht werden. Na ja, 1 oder 2 Jahre durchwaschen lassen kann er wohl noch vertragen?
Über den Sommer werden die anderen Austriebe 2-3x zurück geschnitten. Ausgelichtet wird immer erst im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr, damit die Schnittwunden schneller überwallen.
Das die Blätter meist viel zu groß sind, stört mich inzwischen nicht. Ich genieße die Schwarzerle im Frühjahr und nach vereinzelten Rückschnitten.
Ach ja, gießen sollte man sie reichlich. In vielen Fachbüchern wird beschrieben, daß die Schwarzerle leicht mal einen Ast abwerfen kann. Das kann ich bisher nicht bestätigen. Aber bei mir bekommt sie immer reichlich Wasser. Bei Hitze im Sommer stelle ich die Bonsaischale ein eine mit Wasser gefüllte Kunststoffschale. Staunässe macht der Schwarzerle nichts aus. Das Vorkommen von Erlen ist ja auch in der Natur an Gewässern. Dort treten im Frühjahr oft Überflutungen auf.
Lange Rede kurzer Sinn. Verschmäht die Erle nicht als Bonsai. Auch die Erlen sind pflegeleichte und sehr robuste Pflanzen die sich für die Bonsaigestaltung eignen.