Die 10 größten Fehler in der Bonsaipflege

Ich werde aus meiner Sicht die vermeintlich 10 größten Fehler in der Bonsaipflege auflisten. Es erstaunt mich immer noch, wie viele Menschen einen Bonsai halten und sich nicht über die Pflege der Pflanzen-Art informiert haben? Fast täglich bekomme ich per Mail Hilferufe von Bonsai-Besitzern.

Nachdem ich den Blog für Bonsai-Einsteiger übersichtlicher gestaltet und strukturiert habe, gingen die Mails zurück. Inzwischen sind die Anfragen nach Fehlerursachen und deren Behebung wieder mehr geworden. Das mag aber auch am höheren Bekanntheitsgrad des Blog liegen? Oder das neue Besucher sich mit der Orientierung auf dem Blog schwer tun?

Allderings betreibe ich den Blog nicht als Fulltime-Job. Bonsai ist mein Hobby. Zudem habe ich auch noch andere Verpflichtungen, die nichts mit Bonsai zu tun haben. Da habe ich leider nicht die Zeit fast täglich Mails über Pflegefehler zu lesen und zu beantworten. Soviel Freizeit habe ich nicht.

Deswegen wird dieser Artikel die 10 größten Fehler in der Bonsaipflege behandeln. Da mit den Fehlern alleine niemanden geholfen ist, wird es Vorschläge geben, diese Fehler zu vermeiden oder zu korrigieren. Die Reihenfolge der Pflegefehler ist subjektiv. Es behandelt die 10 häufigsten Themen, über die ich in den letzten 10 Jahren um Rat gebeten worden bin.

Fehler in der Pflege von Bonsai
Fehler in der Pflege von Bonsai

Eine Hilfe nach einem Pflegefehler ist immer sehr schwierig. Wenn ihr krank seit, schickt ihr eurem Arzt ja auch keine Mail? Genauso ist es bei Bonsai-Patienten. Eine Ferndiagnose ist selbst mit Fotos nur sehr schwer möglich. Sicher, kann man damit das Problem grob einschätzen. Für eine umfassende Analyse fehlen allerdings viele Faktoren. Eine Checkliste wäre da vielleicht eine Lösung? Aber auch nur wenn alle Faktoren bekannt und korrekt beantwortet werden. Selbst mit einer Checkliste kann es noch unbekannte Faktoren geben, an die keiner Gedacht hat, und es so zu Fehleinschätzungen führen könnte.

Fehler 1: Fehlendes Wissen

Das scheint mir eine der häufigsten Ursachen zu sein? Man bekommt einen Bonsai geschenkt oder kauft einen, weil er so niedlich und cool aussieht. Vielen Bonsaibesitzern ist unklar, daß die Pflege von der Pflanzenart abhängt. Bonsai ist nur die Gestaltung einer Pflanze in einer Schale, sodaß sie wie ein Baum in der Natur aussieht. Meistens kleiner als eine Naturform. Ein Bonsai kann aus den meisten verholzenden oder auch anderen Pflanzen gestaltet werden. Da sind ein paar 100 Pflanzenarten denkbar. Entsprechend unterschiedlich können die Anforderungen an die Pflege und Haltung sein.

Vor dem Kauf bitte über die Pflanzenart informieren. So kann man auch eine passende Art für den möglichen Standort auswählen. Ohne dieses Wissen werden häufig Pflanzen gekauft und verschenkt, die sich gar nicht für die Kultur in Wohnungen oder den eigenen Standortmöglichkeiten eignen.

Fehler 2: Der Bonsai wurde tot gepflegt

Auch hier spielt Unwissenheit eine Rolle. Mal wird zum falschen Zeitpunkt am Baum herumgeschnippelt. Mal wird zur falschen Jahreszeit umgetopft. Mal wird der Baum am unpassenden Platz kultiviert. Viele Bonsaibesitzer pflegen ihren ersten Bonsai aus Ungeduld zu tote!

Lösung: Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Auch hier gilt, erst einmal über die Pflanzenart informieren. Erst danach, wenn es Sinn macht, den Baum gestalten. Wer ganz ungeduldig ist, sollte sich 5 – 10 Bäume  besorgen. Das müßen keine teuren Bäume sein. Rohlinge und Jungpflanzen tun es am Anfang auch. Da gibt es immer etwas zu tun und die Gefahr sinkt, daß ein Baum zu tote gepflegt wird. Zudem lernt man bei mehr Pflanzen auch viel schneller dazu und bekommt besser Übung bei der Gestaltung von Bäumen.

Fehler 3: Mein Bonsai verliert seine Blätter

In dem Fall kommen häufig mehrere Fehler zum tragen. Man hat eine Pflanze aber keine Ahnung wie diese optimal zu pflegen ist. Meist sind es mutmassliche Zimmerbonsai die man gekauft oder geschenkt bekommen hat. Die meisten verlieren im Winter ein Teil oder das ganze Laub. Nicht weil es Laubbäume sind, welche im Winter ihr Laub abwerfen. Nein, weil es oft Bäume aus tropischen oder subtropischen Regionen sind. Meist sind es immergrüne Bäume. In ihrer Heimat bekommen solche Pflanzen ganzjährig am Tag ca. 12h Tageslicht. In unseren Breitengraden haben wir im Dezember – Januar teilweise nur 7h Tageslicht.

Dazu kommt noch ein weniger heller Standort in der Wohnung. Was macht ein kluger Baum? Er wirft einen Teil seiner Blätter ab, da er sonst zuviel Wasser verdunsten würde. So verhindert er das er vertrocknet! Bei vielen Pflanzen aus diesen Regionen ist das eine natürliche Anpassung an die reduzierte Lichtmenge! Was macht der unerfahrene Bonsaipfleger? Er bekommt Panik. Er bemüht Bonsaiforen und andere Infoseiten über Bonsai mit seinen Blattverlusten.

Die letzten Blätter
Die letzten Blätter

Was macht der kluge Bonsaipfleger? Er informiert sich vor der Anschaffung eines Bonsai über die Kulturbedingungen. Er wählt eine Pflanzen-Art, der er einen optimalen Standort bieten kann. Was macht der engagierte Bonsai-Fan, wenn er schon eine Indoor-Pflanze mit Blattverlust sein eigen nennt? Er informiert sich richtig über die Pflege und leitet die richtigen Massnahmen ein. Eine Zusatzbeleuchtung im Winter hilft meist und bremst oder vermeidet den Blattverlust. Weitere Artikel findest du in der Übersicht Bonsai Blattverlust.

Fehler 4: Zimmerbonsai

Die meisten Bonsai-Pflanzen eignen sich nicht für die ganzjährige Kultur in einem Zimmer. Der Begriff Zimmerbonsai ist eine Erfindung von verkaufstüchtigen Händlern. Die meisten Arten sollten wenigstens in der wärmeren Jahreszeit im Freien gehalten werden. Im Freien entwickeln die meisten Pflanzen ein gesünderes grün. Bekommen kleinere und viel mehr Blätter und sind gegen Krankheiten und Schädlinge resistenter.

Wer einem Bonsai nur ein Zimmer als Stellplatz anbieten kann, sollte es lieber bleiben lassen und sich eine passende Zimmerpflanze für die passende Lichtsituation kaufen. Die Freude würde bei Zimmerkultur nicht lange halten. Spätestens nach ein paar Jahren kümmern solche Pflanze immer stärker vor sich hin. Sie verkahlen oder bekommen unnatürlich lange Triebe und größere Blätter.

Fehler 5: Urlaubspflege

Es soll Bonsaifreaks geben, die verzichten auf einen Urlaub in der Fremde. Warum? Wegen ihrer Bonsai-Bäume! Aus Angst eine Gießvertretung könnte einer Pflanze zuviel oder zuwenig Wasser antun. Mir ist auch schon im Urlaub ein Bonsai vertrocknet. Sommer und Hitze. Über 30 Grad Celsius. Einmal gießen hat bei einer sehr kleinen Ulme nicht ausgereicht. Am nächsten Tag war sie tot. Hitzetod. Einfach vertrocknet.

Hitzeschaden an einer Ulmus japonica
Hitzeschaden an einer Ulmus japonica

Um dem Vorzubeugen, gibt es unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. Wer in einem Bonsai-Arbeitskreis oder Verein ist, wird sicherlich einen erfahrenen Bonsai-Freund finden, der das Gießen im Urlaub übernimmt. Bei sehr wertvollen Bäumen ist auch die Pflege im Urlaub durch einen Bonsaigestalter oder Fachhändler eine Möglichkeit. Je nach Umfang der Bonsai-Sammlung kann auch eine automatische Bewässerung die Lösung sein. Hier bietet der Fachhandel verschiedene Lösungen an.

Fehler 6: Keine Geduld

Bonsai pflegen und gestalten ist häufig mit viel Geduld verbunden. Die hat nicht jeder Mensch. Die hat nicht jeder Bonsaibesitzer. Auch ich hatte am Anfang zu wenig Geduld in der Bonsaipflege. Zu Beginn ist man oft übermotiviert. Inzwischen habe ich immer öfter mehr Geduld. Dennoch bin ich manchmal noch zu ungeduldig.

Hainbuche mit Neuaustrieb nach starken Rückschnitt
Hainbuche mit Neuaustrieb nach starken Rückschnitt

Klassische Fragen von Ungeduldigen sind: Mein Bonsai-Sämling ist nun gekeimt. Was ist als nächstes zu tun? Gar nichts! Gieße und dünge ihn. solange bis der Stamm so dick geworden ist, daß man über eine Grundgestaltung nachdenken kann. Das ist je nach Pflanze in 5 – 25 Jahren! Gut, hin und wieder braucht es auch einen groben Rückschnitt damit er sich verzweigt und rechtzeitiges umtopfen.

Das soll kein Witz sein. Eine Pflanze, je nach Art, benötigt Zeit um älter und reifer zu werden. Es bringt also nichts sich schon so früh über die weitere Gestaltung Gedanken zu machen. Ausnahmen sind vielleicht fortgeschrittene Gestaltungstechniken. Oder man hat einen bereits gestalteten Bonsai. Oder einen Rohling.

Wenn es eine frostharte Pflanze ist, am besten im Garten auspflanzen und ein paar Jahre dort wachsen lassen. Hin und wieder die Äste zurück schneiden. Ein einfacher Formschnitt wie bei einer Hecke oder einem Buchsbaum reicht da erst einmal.

Wenn der Stamm schön dick ist, kann man an die erste Bonsaischale denken. Nach dem Umtopfen beginnt die Grundgestaltung. Alle überflüssigen Äste entfernen. Bei Laubbäumen werden die restlichen Äste stark gekürzt um eine natürliche Verzweigung aufzubauen. Bei Nadelbäumen werden die Äste per Draht in die gewünschte Form gebracht. Und wieder wachsen lassen. Je nach Pflanzenart macht man das mehrere Jahre und bei manchen Laubbaum-Arten vielleicht sogar 1 bis 3x im Jahr. So baut man die Feinverzweigung Schritt-für-Schritt auf. Und nach 10 – 50 Jahren hat meinen einen schönen, sehr schönen und ehrwürdigen alt wirkenden Bonsai-Baum.

Du hast keine Geduld dazu? Dann fange nicht mit einem Samen an. Kauf dir einen Rohling oder Yamadori (Findling) oder einen bereits gestalteten Bonsai-Baum.

Fehler 7: Tropische und subtropische Pflanzen

Viele Billigbonsai stammen aus Asien. Die meisten Arten sind tropische oder subtropische Pflanzen, die auch im Zimmer kultivierbar sein sollen. Das trifft dauerhaft allerdings für die wenigsten Arten zu. Die Folge sind selbst bei guter Pflege schwächelnde Pflanzen, die wenig Spaß bereiten. Vom Blattverlust bis zum Schädlingsbefall sind da viele Hürden möglich.

Laßt die Finger weg von solchen Pflanzen.

Entscheidet euch lieber für eine heimische Baum- oder Strauchart. Diese kann das ganze Jahr im Freien gehalten werden. Heimische Pflanzen sind einfacher zu pflegen. Sie kommen leichter über den Winter. Sie sind resistenter gegenüber Schädlingen und Krankheiten.

Sie sind sowohl im guten Bonsai-Fachhandel oder in den meisten Pflanzen-Centern oder in Baumschulen erhältlich.

Fehler 8: Es wird nicht rechtzeitig umgetopft

Viele Billig-Bonsai werden aus Asien in Transporterde in Europa angeliefert und verkauft. Diese besteht zu einem hohen Anteil aus einer lehmhaltigen Mischung. Ist diese Erde einmal ausgetrocknet, härtet sie aus. Danach perlt das Gießwasser an der Oberfläche ab. Der Baum wird nicht mehr mit Wasser versorgt und kann vertrocknen.

Bereits beim Kauf bitte prüfen ob es sich um lehmhaltige Erde handelt. Wenn ja, gleich nach dem Kauf den Baum austopfen. Von der Lehmhaltigen Erde befreien und mit frischer Erdmischung wieder eintopfen. Wenn die Erde bereits hart ist, vorher einweichen. Die Schale mindestens 1h in Wasser stellen, bis die Erde durchgängig aufgeweicht ist. Warum? Bei getrockneten Lehm würde man sonst sehr viele Wurzeln beschädigen.

Das gleiche gilt auch für Bonsai-Ladenhüter. Wenn diese schon einige Jahre zum Verkauf angebotenen werden und nicht fachgerecht umgetopft wurden, können die Wurzeln bereits die Schale vollständig ausfüllen. Auch hier muß ausgetopft werden. Die Wurzeln werden ausgekämt. Die langen werden gekürzt. Zu dicke Wurzeln stark kürzen. Feine Wurzeln weniger stark kürzen. Danach wieder in eine Bonsaischale mit frischem Substrat topfen.

März 2013 auf dem Balkon - Verschiedene Substrat zum mischen
Substrat zum mischen

Das gleiche gilt auch für bereits gekaufte Bonsai. Nach 1 – 5 Jahren ist die Schale mit Wurzeln ausgefüllt. Auch in diesem Fall muß man den Bonsai austopfen. Die Wurzeln zurück schneiden. Danach wieder in eine Bonsaischale pflanzen. Wann umgetopft wird, ist von der Pflanzenart, der Größe der Pflanze und Bonsaischale und der Pflege abhängig.

Fehler 9: Kein Platz im Freien

Hat man keinen Platz im Freien zum aufstellen eines Bonsai, wird die Pflege spürbar erschwert. Wie bereits erwähnt eignet sich kaum eine Pflanzenart für die dauerhafte Zimmerkultur. Auch sogenannten Indoor- oder Zimmerbonsai sollten über den Sommer im Freien aufgestellt werden. Zimmerbonsai gibt es nicht. Das ist eine Erfindung der Pflanzenindustrie! Stelle einen Bonsai über den Sommer in das Freie und er dankt es durch schöneren Wuchs, eine dichtere Belaubung und höhere Resistenz gegen Erkrankungen und Schadinsekten.

Fehler 10: Bonsai steht am Nordfenster

An einem Nordfenster gibt es am wenigsten Licht. Das Licht ist zwar sehr weich aber für viele Pflanzen ist dort die Lichtmenge zu gering. Nur wenige Pflanzen werden an einem Nordfenster überleben. Wenn man ein Nordfenster hat, sollte man lieber andere Pflanze dort halten.

Die 10 größten Fehler in der Bonsaipflege

Die Pflegefehler sind aus meiner persönlichen Sichtweise. Sicherlich gibt es noch weitere Fehlerursachen. Die Pflege von Pflanzen kann sehr vielfältig sein. Unterschiedliche Pflanzen-Arten erfordern unterschiedliche Pflegemassnahmen. Klingt logisch. Dennoch schein es vielen Bonsai-Baum Besitzern nicht immer bewusst zu sein.

Manchen der Fehler habe ich auch gemacht. Gerade am Anfang war bei mir die Geduld eine riesige Herausforderung. Zuerst habe ich mir zwei Ficus-Bonsai gekauft. Ständig musste ich an denen etwas machen. Im ersten Winter kam unweigerlich der erste Blattverlust. Im Frühjahr trieben beide wieder munter aus. Auf dem Westbalkon bekamen sie Sonne und Wetter in allen Spielarten. Dann kaufte ich mir in einer Bonsaischule fünf verschiedene Jungpflanzen. Auch an denen wurde viel herumgeschnibbelt. Man musste ja der theortisch erlernte in der Praxis umsetzen. Seitdem sind 15 Jahre vergangen. Lediglich eine Pflanze lebt heute noch und ist bei einer Bonsai-Pflegerin in guten Händen. Alle anderen wurden zu tote gepflegt oder kamen mit dem verfügbaren Standort nicht zu recht.

Mit den 10 Hinweisen hoffe ich, daß Ihr nicht die gleichen Fehler wie viele andere Bonsai-Einsteiger macht. Mit den Vorschlägen zur Vermeidung dürfte Ihr einen guten Start in die Bonsai-Welt hinlegen. Viel Spaß mit euren Bonsai-Bäumen!

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