Über Erfolge spricht der Mensch am liebsten. So auch bei der Bonsaigestaltung.
Am liebsten werden die schönsten Bäume der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Fehlschläge und Kulturfehler werden von den meisten Bonsaigestaltern und Pflegern verschwiegen. Dabei könnte gerade daraus der Anfänger vieles lernen!
Ich bin mir ganz sicher, daß es wohl keinen Bonsaigestalter gibt, der nicht schon mindestens eine Pflanze in den Kompost gebracht hat?
Darüber spricht man aber nicht. Wobei, wenige der erfahrenen Bonsaigestalter geben hin und wieder einen versteckten Hinweis, wie man es nicht machen sollte. Manchmal ein Indiz für begangene Fehler. Manchmal einfach nur geballtes Wissen.
Da sich auch bei mir im letzten Winter oder Frühjahr wieder drei Bonsai-Kanditaten verabschiedet haben, möchte ich hier über meinen bisherigen Bonsaifriedhof berichten.
Dabei werde ich unverblümt die Fehler benennen, damit der Leser auch von meinen Fehlern lernen kann.
Zwergforsythie – Forsythia intermedia “Minigold”
Eine schöne kleinwüchsige Art. Einer der ersten Blüher im Februar – März des Jahres.
Die Pflanze kaufte ich im Bonsaifachhandel als zweijährige Jungpflanze. Im dritten Sommer machte ich einen radikalen Rückschnitt und tötete damit die Pflanze. Die Äste sind innen hohl. Wenn man zuweit zurück scneidet kann mangels Knospen kein Neuaustrieb erfolgen. Im Winter vertrocknete die Pflanze. Ein Rückschnitt der Äste, wo im Folgejahr Blätter und Blüten entstehen sollten, sollte bis auf ein paar Knospen zurück geschnitten werden. Bei kräftigeren Rückschnitt ist ein absterben des Astes möglich.
Noch ein Tipp! Ein Teichtopf fördert das Wurzelwachstum bei der Forsythie nicht. Eine Holzkiste ist da die bessere Lösung!
Ficus retusus #1
Mein erster sogenannter Bonsai.
Er hat sich prächtig entwickelt und ich mußte ihn im Sommer mehr als einmal wieder in Form schneiden.
Im Spätsommer ging es für ihn in die Wohnung, da er keinen Frost verträgt.
Von da an began das Leiden. Blattabwurf auf Grund der geringeren Lichtmenge war noch das geringste.
Im dritten Winter kamen noch Schildläuse dazu, welche wohl gegenüber sämtlich angewendeten Mittel resistent waren?
Im Frühjahr habe ich radikal entlaubt und in eine Grundform gestaltet. Nach dem Neuaustrieb habe ich ihn verschenkt. Leider führte dies nicht zum gewünschten Erfolg. Der Beschenkte hatte wohl keinen grünen Daumen und er Ficus weilt nun im Bonsaihimmel.
Ficus retusus #2
Das gleiche Schicksal ereilte mein zweiter Bonsai, ebenfals ein Ficus:
Winterliches kümmern und Schildläuse die Gefallen an ihm fanden. Radikaler Blattschnitt im Frühjahr und verschenken, brachten den sicheren Tod.
Aeonium über einen Stein wachsend
Im März habe ich das Aeonium umgetopft. Da sich im Winter Schildläuse ausgebreitet haben, habe ich auch gleich einen radikalen Rückschnitt vorgenommen und den Stamm und Äste mit warmen Wasser und einer Zahnbürste abgeschrubbt.
Dies war der Fehler. Es erfolgte seitdem kein Neuaustrieb. Nun habe ich ein Totholz-Aeonium.
Das gleiche ist mir mit einem zweijährigen Ableger passiert. Dumm, wenn man den gleichen Fehler zur selben Zeit auch noch doppelt begeht.
Fast alle Sukkulenten kann man zurück schneiden und es erfolgt ein Neuaustrieb. Bei diesem Aeonium ist es anders gewesen. Fünf Jahre für nichts. Mal sehen ob ich mir im Sukkulentenfachhandel eine neue Pflanze hole?
Hainbuche (Carpinus betulus)
Diese Hainbuche habe ich vor einigen Jahren als Jungpflanze gekauft. An ihr habe ich vieles gelernt. Auch durch Fehler. Aber bei Hainbuchen kann man die meisten Fehler relativ schnell wieder korrigieren. Für mich ist es die Wissensbasis, welche ich nun für die älteren und größeren Hainbuchen anwende.
Das ist das letzte Foto nach dem Umtopfen im Frühjahr. Ich hatte wegen der Balkonsanierung, die Bäume über den Winter, im Garten meines Vaters überwintert. Im Frühjahr habe ich diese dort abgeholt und erst einmal in Schalen auf den Balkon gestellt.
Wegen schlechtem Wetter konnte ich an den Bäumen nicht arbeiten. Dabei machte ich einen gravierenden Fehler. Ich ließ die Bäume in den Schalen stehen. Durch häufigen Regen, standen diese mehrere Tage im Wasser. Die Folge war Vertrocknen. Durch die Staunässe können die Wurzeln nicht arbeiten und der Baum ist regelrecht vertrocknet!
Letzte Woche habe ich vorsichtig die Äste und danach den Stamm zurück geschnitten um zu sehen ob er noch saftig ist. Fehlanzeige. der komplette Baum ist durch zuviel Wasser vertrocknet.
Zwergmispel (Cotoneaster dammeri)
Der Zwergmispel erging es wie der Hainbuche.
Vertrocknen durch zu viel Wasser!
Zierkirsche (Prunus)
Im letzten Jahr bekam meine Zierkirsche eine Pilzerkrankung und hat bereits im August sämtliche Blätter verloren gehabt.
Den Winter hat sie recht gut überstanden und im April die ersten Blüten und auch Austrieb gezeigt.
Dann kam der Regen und ich hatte unvorsichtigerweise die Zierkirsche noch in einer Pflanzschale stehen. So stand sie ein paar Tage im Wasser und ist daran erstickt. Alle Blätter sind abgefallen. Die Pflanze war tot.
Fazit:
Aus Fehlern lernt man bekanntlich.
Dennoch passieren manchmal Missgeschicke obwohl man es hätte wissen sollen. Niemand ist perfekt. Bei den nächsten Bäumen werde ich es besser machen.
Für mich ist es sicherlich auch ein Grund keine hohen Geldbeträge für einen schönen Bonsai auszugeben.
Ich versuche mich da noch immer viel lieber an Jungpflanzen und weniger reifen Bonsai, die man bereits günstig im Fachhandel erhält. Daran kann man seine Erfahrungen machen und schnell lernen. Gut an einem teuren Bonsai kann man sicherlich auch lernen. Aber ein Fehler kann auch den Wert des Bonsai zunichte machen.
Diese Erfahrungen sind für mich ein Teil meines jetzigen Grundwissens. Mit diesem Grundwissen baue ich auf die weitere Pflege und Gestaltung meiner jetzigen Bäume auf.
Die beiden älteren Hainbuchen entwickeln sich bereits prächtig und sind auf einem guten Weg zu einem Bonsai. Meine Sukkulenten-Bonsai entwickeln sich jährlich weiter. Aber auch ich lerne bei den Sukkulenten selbst nach über 20 Jahren Pflege immer wieder neues dazu.
Man lernt halt nie aus.
Habt auch Ihr schon Bonsai in den Himmel gebracht?
Mein erster Bonsai, eine chinesische Ulme, fiel meinem Unvermögen zum Opfer, mich sebst über die Bedürfnisse der Pflanze zu informieren – sie starb, weil ich jemanden Glauben schenkte, daß sie im Zimmer zu halten ist. Sie war vorher nicht 100 pro gesund, Spinnmilben und Dauerstress summierten sich zum Ableben des Baumes innerhalb von 2 Jahren.
Der 2. „Himmelsstürmer“ war ähnlich verloren, ein Zanthoxylum piperitum, Szechuan-Pfeffer, der mir die falsche Winterhaltung über der Heizung mit Blattabwurf und vollkommener Ignoranz gegenüber meiner angestrengeten Lebenserhaltungsmaßnahmen quittiterte.
2 weitere folgten, da ich der Person, die die Urlaubspflege für meine Eltern machte, nicht entschieden und deutlich genug darauf aufmerksam machte, daß sich im Halbschatten ein Ulmenwald und ein roter Fächerahorn befand. Diese sind nach dem Urlaub ausgetrocknet vorgefunden worden. Vergessen.
Diese Erfahrungen ließen mich eine 5 jährige Pause einlegen. Jetzt aber informiere ich mich vorher über die Bäume und Pfegebedürfnisse, und nun scheint es zu klappen! Toi Toi Toi!
Was jetzt kommt sind neue Erfahrungen, was die Gestaltung angeht. Hat man die Pflege im Griff, heißt das noch lange nicht daß man jetzt Drahten und Topfen und Schneiden darf wie man will 🙂
Wie Bernd sagte, man lernt NIE aus.
Auch bei mir „verstarb“ein Fuktientee fast.Weiß nicht,woran´s lag. Er verliert immer mehr Blätter,momentan sind noch ca.10 grünliche Blätter am Bäumchen.Ich hoffe, er überlebt das ,auch wenn die Chanche relativ gering ist. Aber vielleicht kann ich auch gar nichts dafür, denn die Pflanze kam aus einem Supermarkt.
@ Kleinbonsai
da bist Du nicht der Einzige mit Problemen – die gehen fast immer ein. Austrocknen mögen die gar nicht. Frost auch nicht.
Falls Du einen Garten hast, schnell raus damit, bei Temperatur unter 12°C reinholen, und im Winter bei 12-15 °C überwintern.
Schau auch mal nach Schädlingen, der meiner Freundin hatte komische Würmer, die gut getarnt waren. Weiss bis heute nicht was das war.
Hast Du ihn gedüngt?
hier hast Du mehr Infos:
http://www.yamadori-bonsai.de/c/05/Art/Ehb.htm
Hier gibt es auch noch Infos:
https://www.bonsai-als-hobby.de/bonsais/indoor/fukientee-carmona-microphylla-als-bonsai/
Der Fukientee ist oft besser in der Pflege als sein Ruf. Seinen schlechten Ruf hat er wohl eher von der Massenware in den Baumärkten, Supermärkten und anderen Massenverkäufern. Diese sind meist schnell gezogene in Transporterde (meist Lehm) getopft werden und nach dem Kauf schnell verenden.
Fukientee aus dem Fachhandel ist da sicherlich eine wesentlich bessere Alternative. Erst im letzten Jahr gabe es im Bonsai des BCD einen postiven Bericht darüber 😉
Alles relativ und eine Frage der Betrachtung.
Schönen Abend!
Bernd
Danke für die Tipps!
Ande`,eine frage:
sollte der Fuk. draussen in den Schatten?
ja, da er gerade geschwächt ist!
ach so, du kannst zum luftfeuchtigkeitsausgleich auch eine durchsichtige plastiktüte drüberstülpen, als treibhaus simulation, die einmal am tag für eine stunde abgenommen wird.
Hallo an alle,
Warum ich diesen Kommentar in ‚Bonsaihimmel‘ schreibe? Weil ich nicht möchte, dass meine Pflanze genau da landet!
Die Rede ist von meinem Neuzugang von heute. Eine Ilex crenata(japanische Stechpalme).
Mit knapp 13 Zentimetern zwar winzig, aber der (Doppel)Stamm ist im Verhältnis sehr dick und im Allgemeinen ist dieses wunderschöne Pflänzchen perfekt für einen tollen Shohin. Dicker Stamm, tolle Verästelung mit ordentlich dicken Ästen.
Das Problem: Es handelt sich um einen Spontankauf für 1,99 Euro aus einem Gartencenter(nicht der ‚Bonsai’ecke, sondern dem ganz normalen Draussen-Bereich!) ! OK, da liegt nicht das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist, das die Pflanze in irgendetwas modrigem, nassen und gammeligen stand, dass sich Substrat schimpfte.
Sie sah gesund aus, hatte Neutriebe. Also nahm ich sie trotzdem. Zu Hause habe ich dann überlegt, wie ich weiter verfahren sollte, denn: Um diese JAhreszeit umtopfen, ist natürlich mies für die Pfklanze. Also habe ich mich als erstes mal im Internet schlau gemacht, welches Substrat und welche Pflege eine Ilex so braucht. Dann habe ich eine Plastikschale in passender Größe rausgesucht, und die Ilex umgetopft. Die Schale war nur etwa 5mm flacher als der Topf, ich musste ergo keinen Wurzelschnit machen.Ich habe kaum Wurzeln beschädigt und einfach nur etwas von dem alten Substrat entfernt und sie in neues, frisches gesetzt. Wird sie das überleben?
Das zweite Problem ist die Überwinterung.
Ich habe folgende Überwinterungsplätze zur auswahl: Beheizter Wintergarten, Südseite, volle Sonne, Draußen, Nordseite oder Südseite, mit allen möglichen SChutzmöglichkeiten oder ein unbeheizter Schuppen, der natürlich vor Wind schützt, in dem es aber kein bisschen wärmer ist als draußen. Welche Option wäre besser für die Ilex? Kühl, aber Frostfrei habe ich nicht im Angebot =(.
Im Moment steht sie auf der Westseite im Garten.
Könnt ihr mir irgendwelche Tipps geben, wie ich das mit der Überwinterung regeln sollte?
Viele Grüße,
Luise
Ach ja, erschwerend kommt natürlich hinzu, dass sie ja nicht eingewurzelt ist. Macht das im Winter nochmal zusätzlich Probleme?
Antwort auf Luises Frage ist unter https://www.bonsai-als-hobby.de/veranstaltungen/ausstellungen/video-von-den-100-schonsten-bonsais-wurttembergs/ zu finden
Ich kenne diese Problematik zu gut. Mir hat es dieses Jahr 12 (!) meiner Pflanzen zerlegt, darunter nicht nur Bonsai. Die stellenweise extremen Temperaturschwankungen haben einen verfrühten Austrieb bewirkt, was durch die stark fallenden Temperaturen dann wieder zum Tod der Pflanzen geführt hat. Da ich selber noch mit anderen Dingen beschäftigt war, habe ich zuerst nicht so darauf geachtet, was mich dann leider selbst meinen ersten Bonsai gekostet hat, eine Birke, welche ich seit nun mehr vier Jahren gestaltet hatte…
Tut mir leid, Vincent! Aber selbst bei Profis sind Pflanzen eingegangen, das Thema ums Klima macht Überall die Runde!
Immerhin habe ich aus der Sache gelernt. Nächstes Mal werden die Pflanzen bei solchen Temperaturschwankungen rein geholt. Mein Schlafzimmer ist das ganze Jahr über unbeheizt mit einem Süd-West Erker und einem Südfenster. Für gerade erst austreibende Pflanzen also ideal. Wenn sich die Temperaturen dann stabilisieren oder zumindest Nachtfröste wegfallen, kommen sie dann wieder zurück auf den Ostbalkon. Sollte eigentlich funktionieren.
Oder die Pflanzen geschützt aufstellen.Ich bevorzuge warme Misthaufen,da schwankt die Temparatur nicht so und es wird auch nicht so kalt.
@ Vincent
wenn es heimische Baumarten sind,auf keinen fall reinholen!!!Damit schadest du den Pflanzen,selbst wenn das Zimmer unbeheizt ist und du die Bonsais nur ein paar Tage reinholst.
@ Kleinbonsai
Vincent studiert Biologie 😉
Da dürfte er wissen war er tut.
Wenn das stimmen würde, gäbe es wohl im Winter keine Bonsaiausstellungen?
Ich möchte da nur an die Noelanders Trophy in Belgien, einer der großartigsten Bonsaiausstellungen in Europa, erinnern.
Die findet auch im Januar im geheizter Halle statt und dort werden auch Laubbäume unbelaubt (grandios) ausgestellt.
Auch einige der großartigsten Ausstellungen in Japan finden im Winter statt um bei den Laubbäumen die Qualität der Feinverzweigung besser beurteilen zu können.
@ Kleinbonsai
ich würde dir voll und ganz zustimmen, wenn es sich hierbei um einen Dauerzustand handeln würde. Für kurze Zeit, bis sich die Außentemperatur stabilisiert hat, ist es allerdings schadenfrei möglich. Das überstehen dir die Bäumchen schon. 😉