Über Zimmerpflanzen gibt es reichlich Literatur und Homepages im Internet, die umfassend darüber informieren.
Bei Bonsai-Bäumen ist das allerdings ein sehr strittiges Thema. Manche Bonsai werden als Zimmerbonsai bezeichnet. Vermutlich entstand der Begriff als sich die Bonsai-Szene in Deutschland so langsam entwickelte? Als die ersten Bücher über Bonsai in deutscher Sprache auf den Markt kamen. Anfang der 80er Jahre?
Im englischen Sprachraum wird zwischen Outdoor- und Indoor-Bonsai unterschieden. Das war dem ein oder anderen deutschen Buchautoren wohl nicht präzise genug. Also entstand irgendwann der Begriff Zimmerbonsai. Die Pflanzenindustrie nahm diesen Begriff dankend auf, da er den Kreis der möglichen Käufer erhöht. So können auch Menschen ohne Garten, ohne Terrasse, ohne Balkon, ohne Wintergarten oder ohne Gewächshaus einen Bonsai im Zimmer pflegen.
In der Praxis sieht das anders aus. Die meisten sogenannten Zimmerbonsai kümmern in unseren Wohnungen vor sich hin und fühlen sich dort unwohl. Die Folge ist ein schneller oder in manchen Fällen ein schleichender Tod des Bonsai-Baumes.
Warum gehen die meisten Zimmer-Bonsai dauerhaft ein?
Zum einen ist es Unwissen des Pflegenden. Zum anderen gibt es nur ganz wenige Pflanzen die sich dauerhaft für die Pflege in unseren Wohnräumen eignen!
Die meisten Zimmerbonsai entwickeln sich im Sommer im Freien viel besser und gesünder. Das direkte Sonnenlicht, Wind und Wetter härten den Baum ab. Das Laub der meisten Pflanzen wird fester. Dadurch ist es resistenter gegenüber saugender Insekten. Die Belaubung wird dichter und bei einigen Arten werden die Blätter kleiner.
Warum werden dann immer noch Bonsai als Zimmerbonsai oder Zimmerpflanze verkauft?
Aus kommerziellen Gründen. Die Bezeichnung Zimmer erweitert die Käufergruppe. Man kann die Pflanzen ja im Zimmer halten. Das dies für die meisten dieser Zimmer-Bonsai nicht richtig ist, wird verschwiegen.
So gibt es in Supermärkten, Möbelhäusern und vielen Garten- und Pflanzen-Centern Zimmer-Bonsai zu kaufen.
Solch kleine Bäumchen wirken auf manchen Betrachter cool, hübsch, stylisch, nett, toll oder sogar geil. Und so teuer sind sie ja auch nicht. Also werden solche Zimmerbonsai in Deutschland in grossen Mengen verkauft.
Und schon sind wir beim zweiten Grund. Unwissen. Die meisten Käufer kaufen einen Zimmerbonsai meist nur, weil ihnen der Baum gefällt. Die Pflege erfolgt meist, wie bei den meisten anderen Zimmerpflanzen. erst wenn etwas nicht funktioniert erkundigt man sich, was man falsch gemacht hat.
Die meisten dieser Bonsai verenden im Zimmer und werden selten älter als fünf Jahre. Wenn sie fachgerecht entsorgt werden, sind sie nur noch überteuerter Kompost.
Wie kann man einen solchen Zimmer-Bonsai lange am Leben halten?
Haltet und pflegt ihn artgerecht.
Die zehn bekanntesten Indoor-Bonsai habe ich im Blog aufgelistet. Dort gibt es auch allgemeine Pflegeinfos und weiterführende Links zu den Pflegehinweisen der einzelnen Pflanzen-Arten.
Im Sommer fühlen sich die meisten Bonsai-Bäume im Freien am wohlsten!
Wenn ihr einen Bonsai von ALDI, LIDL, Baumarkt oder IKEA habt solltet ihr ein paar Dinge prüfen, da sonst die Pflanze schnell kaputt gehen kann.
Hat die Schale ein oder mehrere Löcher? Bonsaischalen haben solche Löcher, damit überschüssiges Gießwasser ablaufen kann. So wird Staunässe vermieden. Wenn eure Schale kein Ablaufloch hat, ist eine eichte Bonsaischale mit Ablauflöchern zu empfehlen. Wundert euch nicht wenn eine Bonsaischale mehr kosten kann als ein ALDI-Bonsai. Viele Bonsaischalen werden von Hand getöpfert. Wobei es auch chinesische Industrieprodukte gibt, welche schon für ein paar Euro erhältlich sind. Das Thema mit den Schalen kann ganz schön komplex werden. Wer näheres darüber wissen möchte findet weiterführende Informationen im Artikel Alles über Bonsaischalen.
Viele solcher Bonsai befinden sich in lehmhaltiger Transporterde. Diese wird für den Transport verwendet, damit die Pflanze einen festen Stand hat. Prüft ob die Erde locker und durchlässig ist. Ist sie steinhart ist sie vermutlich einmal ausgetrocknet. Ein langes Wasserbad bringt da nur vorübergehen Hilfe. Besser ist es, die Erde zum Großteil zu entfernen und gegen frische Bonsai-Erde auszutauschen. Wer sich keine Erde selber mischen möchte, findet im Fachhandel bereits vorbereitete Bonsai-Erde für unterschiedliche Baumarten.
Feste Erde lockere ich erst einmal grob mit einem hölzernen Essstäbchen. Danach kämme ich Wurzeln mit einer Erdkralle aus. Je nach Erdmischung und Größe des Baumes kann das bis zu einer halben Stunde dauern. Danach wird der Baum mit frischer Erde neu eingetopft.
Danach werden die meisten Pflanzen-Arten kräftig gegossen, bis überschüssiges Gießwasser unten abläuft.
Lediglich Sukkulenten gießt man erst nach 1-2 Wochen, da sonst an verletzten Wurzlen durch das Wasser Fäulnis entstehen könnte.
Wenn beim auskämmen Wurzeln beschädigt wurden, den Bonsai hell aber nicht zu sonnig stellen. Je nach Pflanzenart muss sich der Baum erst einmal erholen.
Wenn keine oder kaum Wurzeln beschädigt wurden, können sonnenhungrige Pflanze auch heller bzw. sonnig aufgestellt werden. Schaut bei den Pflegehinweisen der einzelnen Pflanzen nach. Dort findet ihr die Lichtbedürfnisse der einzelnen Pflanzen-Arten.
Wenn euer Bonsai Blätter verliert kann das viele Ursachen haben. In den meisten Fällen ist es zu wenig Licht. Durch den neuen Standort. Im Winter. Mehr über Laubverlust findet ihr in der Übersicht Blattverlust.
Durch unsere Zentralheizungen haben wir in unseren Wohnräumen meist eine recht geringe Luftfeuchtigkeit. Steht der Bonsai dann noch am Fenster über einem Heizkörper, kann das Substrat schnell austrocknen. Manche Pflanzen wie die Ficus-Arten kommen zudem aus tropischen Regionen. Bei trockener Luft sind diese auch anfälliger für saugende Schadinsekten.
Ein Tablet mit Bims oder anderen steinig poröser Struktur kann Wasser speichern und verbessert die Luftfeuchtigkeit. Das Bims-Tablet stellt man unter dem Bonsai. Wenn es ausgetrocknet ist, wird es wieder mit Wasser befüllt.
Eine Zusatzbeleuchtung verhindert kümmerlichen Wuchs. Kein normales Licht, sondern eine Pflanzenleuchte aus dem Fachhandel. Diese hat ein Farbspektrum, dass dem Sonnenlicht nahe kommt und das Wachstum anregt. Mit einer Zeitschaltuhr kann man die Beleuchtungsdauer steuern.
Wie man sieht ist die erfolgreiche Pflege von Bonsai im Zimmer mit höherem technischen Aufwand verbunden. Man kann die Leuchte weg lassen. Dann wird man nicht lange Freude an dem Bonsai haben.
Gegossen und gedüngt wird in Abhängigkeit vom Substrat, Licht, Temperatur, Jahreszeit und der Pflanzen-Art. Klingt pauschal? Geht nicht anders. Fast jede Pflanzenart hat etwas andere Bedürfnisse. Also auch hier am besten im Vorfeld genau über eine Pflanze informieren. Falls ihr vom Händler keine nähere Info habt, findet ihr viele Arten in der Übersicht aufgelistet.
Welche Pflanzen eignen sich dauerhaft als Zimmerbonsai?
Nicht nur der Bonsai-Einsteiger tut sich mit sogenannten Zimmer-Bonsai schwer.
Auch erfahrene Bonsai-Fans berichten regelmässig, dass die meisten Zimmer-Bonsai irgendwann vor sich hin kümmern. Ein Sommeraufenthalt bringt meist Besserung. Auf die Umstellung in die Wohnung reagieren allerdings einige Arten mehr oder weniger empfindlich.
Teilweise oder vollständiger Blattverlust ist da meist nur das geringere Übel. Der kommt in den meisten Fällen durch die geringere Lichtmenge.
Eine dauerhaft erfolgreiche Pflege ist nur mit höherem technischen Aufwand möglich. Zusatzbeleuchtung und bei einige tropischen und subtropischen Pflanzen ist sogar eine Heizung bzw. Temperatursteuerung zu empfehlen.
Wenn es ein Bonsai für 1000 € oder mehr ist, lohnt sich der Aufwand sicherlich. Bei einem billigen für 14,90 € wohl kaum?
Welche Pflanzen eignen sich nun dauerhaft als Zimmerbonsai?
Ehrlich gesagt ich kenne keine Pflanze die über das ganze Jahr im Zimmer als Bonsai erfolgreich gehalten werden kann!
Bedingt vorstellen kann ich es mir noch beim Pfennigbaum (Crassula ovata) oder Jadebaum (Portulacaria afra). Allerdings nur bei einem sonnigen Fenster über den Sommer. Meine stehen dennoch im Sommer auf dem Balkon. Und in dieser Zeit fühlen sie sich sichtbar wohl. Wenn man beide etwas größer gestaltet, könnte ich mir auch eine ganzjährige Zimmerkultur vorstellen. Regelmässiges drehen der Pflanze ist bei beiden zu empfehlen, damit sie nicht zum Fenster hin wachsen.
Vielleicht noch der Coprosma als Zimmerbonsai? Ich selber habe damit keine praktische Erfahrung. Aber bei kühler Überwinterung sollte es doch möglich sein? Hat von euch jemand mit dieser Pflanzen-Art mehr Erfahrung? Praxis-Infos sind erwünscht 😉
Alle sonst häufig angebotenen Pflanzen-Arten sind bei Zimmerkultur schwierig zu pflegen. Ich hatte in meinen Anfängen zwei Ficus microcarpa als Bonsai in Pflege. Im Sommer auf dem Balkon. Im Winter in der Wohnung. Erstmal Blattverlust. Irgendwann hat das aufgehört. Halt bis die geringere Lichtmenge im Verhältnis zur erforderlichen Photosynthese wieder im Gleichgewicht war. Im dritten Winter Schildläuse an allen Ficus-Pflanzen. Im vierten Winter schon wieder Schildläuse. Die breiten sich in der Wohnung schnell aus. Ist ja mollig warm 😉
Als ich die Schildläuse mit Chemie losgeworden bin, habe ich alle Pflanzen verschenkt um Platz für andere Outdoor-Bonsai zu machen.
Vielen Bonsai-Einsteigern ergeht es so oder so ähnlich. Egal ob Ficus, Ulme, Serissa oder wie sie sonst noch heißen.
Das soll nicht heißen, das diese Pflanzen schwer in der Pflege sind. In einem temperierten Gewächshaus mit Zusatzbeleuchtung wachsen die munter. Oder mit Zusatzbeleuchtung in der Wohnung kann es auch gelingen.
Inzwischen habe ich fast nur noch Outdoor-Bonsai in Pflege. Die sind am pflegeleichtesten.
Insbesondere im Winter gibt es kaum etwas zu tun. Für mich die ruhige Bonsai-Zeit, wo ich viel über Bonsai lese und mir Gedanken über die weitere Gestaltungen mache.
Als bedingte Indoor-Bonsai habe ich einige Sukkulenten in Pflege. Die fühlen sich im Sommer allerdings im Freien auch wohler als in einer Wohnung.
Auf Grund meiner Erfahrungen und die von viele anderen Pflegern, sind für mich die meisten Bonsai-Bäume keine Zimmerpflanzen.
Wie sind eure Erfahrungen mit Zimmer-Bonsai?