Im letzten Artikel über ich über meinen neuen zweckentfremdeten Bonsai-Arbeitstisch berichtet.
Der hat mich gleich motiviert, sodass ich am Vormittag eines Samstages, gleich einen Teil meiner Rohpflanzen bearbeitet habe.
Bearbeitet bedeutet in diesem Fall, dass ich sie wieder in die gewünschte Form gebracht habe. Teilweise Rückschnitt. Da wo unerwünschter Austrieb entstand, habe ich diesen komplett entfernt. Auch die Kontrolle nach Schädlinge stand auf meiner Arbeitsliste.
An diesem Samstag waren Temperaturen von bis zu 36 Grad vorhergesagt. Am Vormittag war es auf dem noch schattigen Westbalkon mit 25 Grad noch halbwegs angenehm. Dennoch war ich nach all den Pflegearbeiten durchgeschwitzt.
Auf dem neuen Arbeitstisch habe ich Platz für den Bonsai und das Werkzeug:
Hier noch eine Nahaufnahme der Zelkove nire, welche im Teichtopf bereits den dritten kräftigen Austrieb zeigt.
Fast jede Woche bilden sich an unpassenden Stellen neue Knospen die austreiben. Diese entferne ich regelmässig. Eine davon habe ich gelassen. Über den beiden unteren Ästen, welche nach rechts und links wachsen, fehlte darüber ein Ast der nach hinten wächst. Dort habe ich den Austrieb über die Baumspitze wachsen lassen. So wächst er auf Grund der Wachstumsgesetze (Apikaldominanz) schneller als die darunter befindlichen Äste und wird auch schneller dicker.
Erstaunlich, das er so bereits nach knapp vier Monaten die gewünschte Dicke am Stammansatz erreich hat! Zuerst habe ich alle zu langen Austriebe auf ein bis zwei Blätter zurück geschnitten. Manche die unpassend waren wurden auch entfernt.
Den neuen Ast habe ich ebenfalls gekürzt und in die Waagerechte gedrahtet. In den nächsten Jahren wird hier die Feinverzweigung aufgebaut. Der Ast soll im Hintergrund die Laublücke zukünftig schliessen. So sollte der Baum an Tiefe gewinnen?
Beim Fächerahorn bin ich mir noch nicht sicher in welche Richtung die Gestaltung gehen soll. Wobei mir bei jedem Formschnitt immer öfter bestimmte Gestaltungsgedanken kommen. Im Frühsommer hat ein Gewittersturm den Grossteil der Austriebe umgeknickt! Dies ist inzwischen der dritte Neuaustrieb. Inwzischen habe ich auch eine mögliche zukünftige Gestaltung und Grösse des Baumes im Kopf. Diesen Gedanken muss ich mir aber über den Winter noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Dieses erste Fächahornjahr, ist für mich sozusagen das erste Lehrjahr, wo ich diese Baumart im Detail kennen lernen will. Wie er auf was reagiert?
Auf jeden Fall gibt er im Teichtopf ganz schön Gas und wächst munter. Da es oben mehrere Austriebe gab, habe ich einige entfernt, damit die Austriebstelle nicht zu sehr verdickt.
Die Schnittwunden aus dem Frühjahr sind bereits kann gut verheilt und zum Grossteil überwallt. Da ich zu dem Zeitpunkt noch keine Knospenzange hatte, sind allerdings Überwallungsknubbel entstanden. Man lernt halt nie aus. Inzwischen habe ich auch eine Knospenzange, mit der ich solche Schnitte besser ausführen kann. Daran muss ich noch arbeiten. Sowohl am Baum als auch an meiner Schneidtechnik.
Der Baum hat nun bereits links unten einen Ast. Rechts darüber soll als Gegengewicht der zweite Ast von unten entstehen. Zumindest wenn die Höhe des Baumes nicht wesentlich höher werden soll. Darüber bin ich mir noch nicht 100%ig im klaren? Mir schweben etwa 30 cm Baumhöhe vor. Dann sollten auch die jetzigen Proportionen gut passen. Wobei der Stamm durchaus noch an Dicke im Ansatz vertragen könnte. Einen Laubbaum auf diese Höhe zu halten ist mit viel Zeitaufwand verbunden.
So langsam wird aus der Hainbuche Vater und Sohn ein Bonsai. Kurzer Rückblick. Den Baum habe als 12-jährigen Rohling 2010 von Uwe Krötenheerdt erhalten. Nach 3 Jahren im Trainingstopf wurde die bestehende Zwillingsform verfeinert. Links oben die Lücke wollte ich im letzten Sommer durch eine Astpropfung ausfüllen. Diese ist leider misslungen. Im Frühjahr habe ich einen zweiten Versuch fallen gelassen und mich dafür entschieden, in den nächsten Jahren, den Sohn (Kleiner Stamm) in die Höhe wachsen zu lassen. Dies werde ich Spätwinter am unbelaubten Baum nach eingehender Analyse auf den Weg bringen. Ebenfalls im Frühjahr soll der Baum dann mit 16 Jahren seine erste Bonsaischale erhalten. Zwei Bonsaischalen habe ich dafür schon in meinem Vorrat. Welche verwendbar sein wird, wird auch von der Entwicklung des Wurzelballens abhängen.
Wie man sieht, habe ich an dem Baum relativ wenig gemacht. Lediglich die überlangen Äste wurden auf zwei bis drei Blätter gekürzt. Vereinzelt wurden auch Äste entfernt, welche sich mit anderen überschnitten haben. So bekommt wenigstens der eine genügend Licht und kann sich optimal entwickeln und Photosynthese betreiben.
Diese Hainbuche hat einen ähnlichen Lebenslauf wie die davor. Kaum zu glauben, dass nach 15 Jahren solch ein Baum noch ganz weit entfernt vom einem Bonsai zu sein scheint?
Die ursprüngliche Form hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich konnte an diesem Baum keine geeignete Gestaltungsform erkennen. Deswegen habe ich im letzten Jahr zu einer Säge gegriffen und alles unharmonische entfernt. Ein radikaler Schritt. Aber alles andere als eine Neugestaltung erschien mir Zeitverschwendung.
Auf dem Foto ist der Baum derzeit etwas nach links geneigt. Eine neue Baumspitze soll durch den langen linken Trieb entstehen. Der soll weiter nach rechts geführt werden um wieder über den Baumstumpf weiter zu wachsen. Aus der Schnittstelle soll ein Totholzbereich entstehen. Die Totholzarbeiten habe ich für das nächste Frühjahr vorgesehen.
Die langen Triebe habe ich nun auf ein bis drei Blätter bzw. Knospen zurück geschnitten.
Den Baum etwas nach rechts geneigt und er wirkt gleich etwas harmonischer. Ok, er hat noch einen langen Weg zu einem Bonsai. Aber das wird schon werden.
Ach ja, an beide Hainbuchen habe ich leichten Befall von Blattlauslarven entdeckt. Die Läuse finde ich weniger schlimm. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen sind mir da unangenehmer, da sie den Schalenrand und teilweise die Substratoberfläche verkleben. Zudem werden Wespen angelockt, welche sich an der Zuckerlösung erfreuen. Zur Abschreckung habe ich zwei Töpfe mit Lavendel neben beide Hainbuchen gestellt. Diese habe ich extra für solche Zwecke im Frühjahr gekauft. Funktioniert übrigens bei Blattläusen sehr gut, da diese die ätherische Öle nicht mögen und sich so lieber andere Pflanzen suchen 😉
Auch meine Zelkova serrata habe ich wieder in Form gebracht. Dort entstanden überwiegend im oberen Bereich Langtriebe welche gekürzt wurden. Vereinzelt auch an den Astetagen.
Zum Abschluss habe ich noch zwei meiner Sukkulenten näher betrachtet.
Mein ältester Crassula ovata hat sich in diesem Sommer prächtig entwickelt. Nun hat er endlich eine schöne dichte Belaubung. Auch die Bonsaischale finde ich passend zu diesem Bonsai.
Von beiden Seiten sieht er nach einem Bonsai aus. Eine schöne Entwicklung des kleinen Baumes zu einem Shohin-Bonsai. Für mich ist diese Pflanze ein schönes Beispiel, wie man in ein paar Jahren aus einer Zimmerpflanze einen harmonischen Bonsai gestalten kann.
So wie der Crassula sarcocaulis derzeit aussieht, kann man ihn höchstens aus Beistellpflanze bezeichnen. Bei diesem Exemplar bin ich derzeit allerdings auch froh, dass er einer von Zweien ist, die den Winterfrost überstanden haben.
Im nächsten Frühjahr werde ich ihn in einen geräumige Trainingstopf pflanzen, damit er erst mal kräftig wachsen kann. Derzeit tut er sich mit der Stammverdickung recht schwer. Ein Grund dürfte sicherlich das begrente Gefäss sein. In einem geräumigeren Topf dürfte auch die Pflanze schneller wachsen und sollte sich der Stamm schneller verdicken.
Der Weg zu einem Bonsai scheint mir hier aber noch ein paar Jahre zu dauern?
Zum Abschluss noch einen Blick auf meinen Jadebaum-Bonsai.
Im letzten Jahr als voll belaubter Baum, wurde er im Frühjahr kräftig ausgelichtet.
Die Schale ist unharmonisch, soll dem Baum aber schnelles Wachstum gewährleisten.
So langsam werden die Astpolster wieder voller. Lange Triebe habe ich mal wieder auf zwei bis drei Blätter gekürzt. Auch zu lange Internodien wurden entfernt. In ein bis zwei Jahren dürfte er wieder ein voll belaubter Jadebaum mit ausgewogenerer Struktur sein.