Viele erfahrene Bonsaianer halten Schwarzerlen für Bonsaiuntauglich. Warum ist dies so?
Die Blätter werden relativ groß und man bekommt auch mit einem Blattschnitt nicht kleiner. Die Schwarzerle benötigt relativ viel Wasser. Bei zu hoher Hitze oder zu wenig Wasser kann sie mit dem Abwurf einer oder mehrerer Äste reagieren! Dies ist besonders dann ärgerlich wenn es sich um einen gestalterisch wichtigen Ast gehandelt hat. Offenbar hält dies viele Bonsaianer davon ab eine Schwarzerle als Bonsai zu kultivieren?
Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ein paar Bonsai-Fans gibt es schon die auch eine Erle als kultivierungswürdig halten. Nun bin ich zwar kein erfahrener Bonsaianer, aber auch ich liebe meine Schwarzerle. Äste hat diese in den letzten drei Jahren noch nie abgworfen. Aber dies lag wohl eher daran das ich sie immer munter zurück geschnitten habe. Ich hoffe das ich nun endlich die Grundlage für einen zukünftige Gestaltungsform gefunden habe?
Meine Meinung über Schwarzerlen
- die großen Blätter kann man durch die Planung eines hohen Bonsai ins rechte Verhältnis bringen.
- Den hohen Wasserbedarf kann man selbst im Sommer durch regelmäßiges Gießen realisieren.
Für den Einsteiger zu denen auch ich mich noch zähle bringt eine Schwarzerle auf Grund ihrer Schnellwüchsigkeit auch schnell die ersten Erfolgserlebnisse. Man erhält im Teichtopf in ein paar Jahren bereits ein sehr ansehnliches Nebari (= Wurzelansatz).
Aber nun endlich mal zum umtopfen meiner Schwarzerle. Auf dem ersten Foto sieht man den Wurzelballen der im letzten Sommer mal wieder prächtig durchwurzelt wurde. Hier kämme ich mit einer Wurzelkralle das lose Substrat zwischen den Wurzelfasern raus.
Allerdings wird man selten alle Substratreste mit einer Kralle vollständig heraus bekommen. Also wird nach dieser ersten groben Substratbefreiung der Wurzelballen in warmen Wasser aufgeweicht.
Das Substrat bürste ich danach mit einer alten Zahnbürste zwischen den Wurzeln im Wasser aus. Da lößt sich meist noch eine ganze Menge. Nach der Zahnbürstenbehandlung sieht dann der Wurzelballen wie auf den folgeden beiden Fotos aus.
Ach ja, beim umtopfen kann man oft noch eine Besonderheit der Schwarzerle sehen. Auf dem nächsten Foto sieht man im Wurzelbereich einige dicke und hölzerne Wucherungen.
Keine Angst dies ist keine Krankheit. Dies sind Stickstoffvorräte! Die Schwarzerle gehört zu den wenigen Bäumen die die Fähigkeit haben Stickstoff in ihren Wurzeln bevorraten zu können!
Nach dem kämmen, bürsten und baden sieht die Schwarzelerle dann wie auf dem rechten Foto aus.
Wie man sieht hat sie bereits ein ganz ansehnliches Wurzelwerk und Nebari entwickelt. Im letzten Sommer hatte ich sie wegen einer unschönen Windung im unteren Stammbereich radikal zurück geschnitten. In nur wenige Monaten entwickelte sich dieser über ein Meter lange neue Trieb. Andere Triebe wurden im Ansatz bereits ausgegeizt. Also mit den Fingernägeln bereits abgezwickt.
Für die Zukunft stelle ich mir eine aufrechte Schwarzerle vor. So wie man sie in der Natur häufig antrifft. Ich bin mal selber gespannt wie lange es dauert bis die relativ große Schnittwunde überwallt worden ist?
Aber bei der Wuchsfreudigkeit von Schwarzerlen kann dies schneller gehen als man im ersten Moment denkt. So gesehen sehe eine ganz positive Entwicklung für den kleinen Baum. Am Ende wird er wohl gute 80 bis 100 com hoch werden. In diesem Bereich sollte er sich mindestens bewegen damit die meist relativ großen Blätter auch im Größenverhältnis gut zum Gesamteindruck des Bonsai passen.
Aber irgendwie ist mir der neue Austrieb nicht gerade genug. Deswegen habe ich ihn dann über der zweiten Knospe gekürzt.
Die Knospe zeigt genau in die andere Richtung des Triebwachstumes. So versuche ich den Austrieb halbwegs in eine gerade Wuchsform zu bekommen. Zum drahten war ich zu faul. Außerdem kann der Draht bei dem schnellen Wachstum auch sehr schnell in das Holz einwachsen oder eindrücken. Solche Druckstellen halten sich dann meist über Jahre und stören in erster Linie den Gesamteindruck.
So nun ist die Schwarzerle in frischem Substrat. Sie ist in einem Teichtopf um schneller wachsen zu können. Erst in einigen Jahren werde ich über die erste passende Bonsaischale nachdenken. Bis dahin muß erstmal der Stammansatz und eine erste Verwzweigung aufgebaut werden.
Das Frühjahr kann also kommen!