In der Wachstumsphase wachsen viele Laubbäume ganz schön wild in die Höhe.
Wenn man da bei einem Bonsai nicht gestalterisch einschreitet wird aus einem Bonsai schnell ein verwildeter Busch oder Baum!
Je kleiner ein Bonsai-Baum ist, desto kräftiger ist der Austrieb. Das ist natürlich. Will man als Bonsaigestalter einen kleinen Bonsai gestalten, hat man in der Wachstumszeit reichlich zu tun.
Je kleiner, desto mehr Arbeit hat man damit.
Je größer, desto weniger Arbeit hat man mit den meisten Bonsai.
Das mag für viele Anfänger unlogisch klingen. Ist es aber nicht. Das sind die Wachtumsgesetze vieler Pflanzenarten. Werden diese stark zurückgeschnitten, gibt es einen starken Neuaustrieb. Werden sie nur leicht zurück geschnitten, gibt es nur einen leichten Neuaustrieb.
Kleiner Bonsai = starker Neuaustrieb
Großer Bonsai = schwacher Neuaustrieb
Beides kann man sehr gezielt auch für die Gestaltung von Bonsai nutzen. Aber dazu ein anderes Mal.
Heute möchte ich lediglich am Beispiel von drei Laubbäumen zeigen wie stark ein Austrieb in relativ kurzer Zeit sein kann. Ob und wann man den Austrieb und wie weit zurück schneidet ist vom Entwicklungsstadium des Baumes, dem Gestaltungsziel, der Baumart, dem Standort, der Jahreszeit, dem Gesundheitszustand der Pflanze und und und abhängig 😉
Ein Fächerahorn. Für mich seit ein paar Jahren ein Übungsbaum. Im April stark zurück geschnitten hat er bis Mitte Juni wieder mal sehr kräftig ausgetrieben. Einige der unpassenden Neutriebe habe ich bereits im Ansatz entfernt. Dennoch gibt es zahlreich Triebe.
Nachdem Rückschnitt Mitte Juni sieht der Baum wieder recht kahl aus. Beim Fächerahorn frage ich mich, ob es nicht besser wäre, diesen 2 bis 3 Jahre mal wild wachsen zu lassen? Die Wunden im unteren Stamm verheilen recht langsam. Im Frühjahr habe ich sie nachgeschnitten, da sie Knubbel gebildet haben. Die selbstklebende Alufolie soll dies verhindern. Mal sehen ob es funktioniert?
Inzwischen treibt er wieder munter aus.
Auch die Zelkova serrata hat seit dem April kräftig in alle Richtungen neue Austriebe gebracht.
Alles überflüssig erscheinende habe ich gekürzt oder entfernt. Bis auf den Austrieb am untersten Ast. Diesen habe ich nach oben gebogen und am Balkogeländer fixiert, sodaß der Ast nun die höchste Stelle ist. Nachdem Wachstumsgesetz wächst diese Scheinspitze nun am stärksten und sorgt so für eine schnellere Verdickung des untersten Astes.
Sobald die gewünschte Verdickung erreicht ist, wird der Ast auf die gewünschte Länge gekürzt.
Bei der Korkrindenulme (Zelkova nire) ist die Gestaltung schon etwas konkreter und fortgeschrittener. Die Grundgestaltung steht. Der Baum ist mit ca. 25 cm Höhe relativ klein.
Zudem treibt er im Frühjahr wie verrückt aus. Da muß man die ersten 8 – 12 Wochen fast täglich kontrollieren und an unpassenden Stellen gleich die jungen Triebe entfernen. Sonst enstehen schnell an unpassenden Stellen dicke Knubbel am Stamm oder an Ästen. Damit wäre die ganze Gestaltung davor umsonst und würde eine Neugestaltung erforderlich machen. Das kostet wieder einige Jahre bis der Baum so gut wie davor aussehen würde.
Der Austrieb sieht auf dem Foto nicht so kräftig wie beim Fächerahorn oben aus. Das liegt daran, da ich ab dem Austrieb den Baum permanent korrigere. Nur da wo eine Verdickung oder Verholzung gewünscht wird, lasse ich die Triebe länger wachsen.
Im Juni nach dem Rückschnitt und Auslichten.
Vier Wochen später im Juli gab es wieder reichlich Austriebe. Das Foto ist nach dem Formschnitt. Man sieht das einige Blätter recht groß geworden sind.
In der Mitte hat sich hinten ein Ast gebildet. Den habe ich sehr lange austrieben lassen bis er die gewünschte Dicke erreicht hatte. Nun habe ich ihn auf zwei Austriebe gekürzt. Dieser Ast soll dem Baum von hinten im oberen Drittel zukünftig mehr Fülle geben.
Den vorderen kleinen Ast im oberen Teil habe ich entfernt, da er den Blick auf den Stamm versperrt hat. Zudem würde der Stamm sonst dort oben zu schnell verdicken.
Als nächstes lasse ich am rechten unteren Ast einen Trieb sehr lange austreiben. Solange das ich ihn über die jetzige Baumspitze drahten kann. Dadurch wächst der Ast schneller bzw. wird dadurch schneller dicker als die anderen. Ziel ist es dadurch ein natürlicheres Aussehen zu erhalten. Vielleicht kann ich damit im nächsten Frühjahr die Austriebe im oberen Baumbereich auch etwas bremsen?