Wie bereits angekündigt, stelle ich nun meine chinesische Ulme von Aldi vor, welche grundlegenden Pflegemaßnahmen vorgenommen wurden und wie sich diese nach einem Jahr entwickelt hat.
Gleich nach der Kauf der Ulme, wurde erst einmal von meiner Seite aus ein teilweiser Wechsel der Erde vorgenommen, so dass die Wurzeln sich gut entwickeln konnten, allerdings nicht mehr durch die mit Lehm und Kokosfasern durchsetze Transporterde zu extrem gestört wurden.
Der teilweise Wechsel einfach deshalb, um die ohnehin schon angegriffene Pflanze nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen, aber dennoch eine bessere Möglichkeit zur Erholung und Regeneration zu bieten. Kurz darauf folgte auch schon der erste Rückschnitt, um die stark verbuschte Pflanze in Richtung eines Bonsais zu trimmen. Was mir direkt dabei auffiel waren mehrere Sachen.
Zum einen besass die Pflanze damals schon ein extrem ausgeprägtes Nebari, welches allerdings zu tief eingegraben wurde und folglich erst mit dem teilweisen Wechsel der Erde sichtbar wurde.
Zum zweiten, waren viele der Äste zwar auf ein dichtes Astpolster getrimmt worden, allerdings mit extrem vielen Überschneidungen der einzelnen feinen Partien, was spätestens nach dem Laubfall ein sehr unharmonisches Bild ergeben hätte.
Die Äste an und für sich waren in eine gute Form gebracht worden, lediglich bei einem war der Draht erheblich zu spät entfernt worden, wodurch es zu einer sehr unschönen Verwachsung kam.
Ich beschloss an der Pflanze nicht mehr weiterzuarbeiten, sondern vor allem in Anbetracht des bevorstehenden Winters und dem einsetzenden Laubfall bei meiner Ulme, erst im Frühjahr mit der Gestaltung fortzufahren. Die Überwinterung fand in meinem hellen aber unbeheiztem Schlafzimmer statt. Die Schale wurde dabei auch nicht gewechselt, sondern lediglich ein Abzugsloch in Selbige gebohrt und die Erde mit Moospolstern bedeckt, so das eine konstante Feuchtigkeit herrschte.
Nach der Ruhephase zeigten sich schon Anfang März die ersten Austriebe an der Ulme, viele davon an Stellen, bei denen ich nicht damit gerechnet hätte.
Angeregt von diesem starken Austrieb hatte ich beschlossen, die Astetagen vollkommen neu aufzubauen.
Die alten Äste wurden dabei vollständig entfernt und mit den Neuaustrieben ein neues Bild aufgebaut. Auch die arbeiten am Nebari wurden dabei in Angriff genommen. Die alte Erde wurde vollständig entfernt und durch meine Standardmischung, bestehend auch Lavagranulat, Sand, Blumenerde und Hornspähnen ersetzt.
Zeitgleich wurde die Ulme auf eine Schieferplatte gesetzt und in einen übergroßen Teichtopf verpflanzt. In diesem soll die Ulme die nächsten Jahre weiter kultiviert werden, bis eine geplante Endhöhe von etwa 45 – 50 cm erreicht wurde. Beim Aufbau der Astetagen bin ich zum erreichen eines harmonischen Bildes wie folgt vorgegangen. Die unteren Äste wurden fast den gesamten Sommer ungehindert wachsen gelassen, damit diese den größten Durchmesser erreichen konnten. Lediglich die Form wurde durch Draht korrigiert, für die Feinverästelung hat die Ulme schon ganz alleine gesorgt.
Die oberen Äste wurden je nach Position Teilweise stark zurückgenommen. Auch die obere Schnittstelle, an welche der Baum gekürzt wurde um eine Bonsai gerechte Höhe zu erhalten, wurde mit Stechbeiteln und Sandpapier in Form gebracht, so daß der Baum die Möglichkeit hat, die Stelle über die Jahre hinweg zu überwallen.
Durch Nachtschichten ein wenig geplagt, konnte ich auf die Hitzewelle leider nicht richtig reagieren, weswegen die Ulme, die während der ganzen Zeit draußen kultiviert wurde, die Blätter abwarf. Zwar wurde während der Zeit von mir gewässert, allerdings bei Temperaturen von Tagsüber fast 40 °C auf meinem Erker, war das anscheinend doch nicht genug. Ich nutzte die Gelegenheit, um den Astaufbau ohne Blätter noch einmal besser bearbeiten zu können. Wo durch die Ulme dann zum Schluss wie folgt aussah:
Hier noch einmal in der Aufsicht:
Auch wenn dies im ersten Moment schockierend aussehen mag, kann ich euch beruhigen, die Ulme hatte dadurch keinen größeren Schaden genommen und ist auch schon dabei, wieder an allen Ästen auszutreiben, wie man auf dem nachfolgenden Foto erkennen kann:
Der aufgelegte Schiefer im übrigen dient der Steigerung der Luftfeuchtigkeit direkt über dem Boden. Nach dem Umtopfen habe ich eine Schicht Lavagranulat verteilt, allerdings begannen die Hornspähne dort sich nicht zu zersetzen.
Aufgelegtes Moos hätte wegen der antibakteriellen und fungiziden Wirkung auch nicht viel geholfen. Von daher dieser Weg. Ich persönlich muss sagen, daß mir die Entwicklung meines „Billigbonsai“ bisher sehr gut gefällt und das dieser auch optisch durchaus mit denen eines Fachhändlers mithalten kann.
In Zukunft steht natürlich eine stärkere Entwicklung der Äste und der Baumspitze im Vordergrund. Das Nebari ist durchaus erst einmal vernachlässigbar, da dieses, wie auf den Fotos zu erkennen, schon recht kräftig entwickelt ist und durch die Pflanzung auf dem flachen Stein und der richtigen Erd- und Topfwahl sich auch ohne großes Zutun meinerseits in die gewünschte Richtung entwickeln sollte.
Im nächsten Artikel werde ich dann über die Erstgestaltung meiner erworbenen „Billigjungpflanzen“ berichten, beginnend mit meinem chinesischen Kegelwacholder (Juniperus chinesis stricta).
Ein schöner Bericht.Nächsten Donnerstag hat aldi(süd)wieder Bonsais in „wasserdichter Schale“.Die scheinen mir Optisch ziemlich ähnlich wie deine Chinesische Ulme.
Ich weiß, ich bin sogar sehr verführt dort wieder vorbeizuschauen. ^^
Ich glaub ich wäre da rigoroser heran gegangen und hätte den Baum wenigsten bei der Hälfte gekürzt oder noch besser über dem zweiten Aste abgemoost.
So wäre der obere Teil in einer ausgewogenerem Verhältnis mit den bestehenden Ästen und den unteren Teil hatte man komplett neu aufbauen können.
Der jetzige Stammverlauf wirkt auf mich zu gleichmäßig in der Dicke und zeigt noch keine natürlich wirkende Verjüngung. In der Mitte wirkt er auf den Fotos etwas schlanker als oben vor der Schnittstelle und Spitze.
Ist aber nur meine persönliche Meinung zu diesem Baum.
Wenn ich es einrichten kann, werde ich aber auch nächste Woche bei ALDI mal vorbeischauen. Vielleicht find ich da ja etwas gefälliges?
Mit dem Stammverlauf hast du teilweise recht. Wirklich eine sehr gut sichtbare Verjüngung ist da noch nicht zu sehen, was allerdings über die Jahre hinweg noch gut korrigiert werden kann. Die dicke stelle am oberen Ende hingegen täuscht auf dem Foto. Das liegt wirklich nur an der schlechten Qualität meiner Handykamera. 😉
Ein Radikalschnitt, so daß man direkt eine sehr krasse Verjüngung sehen kann, hätte für mich wiederum nicht so ganz in das Bild der Ulme gepasst. Wenn man sich diese in der Natur betrachtet, so weisen die dortigen Stammverläufe auch über weite Strecken hinweg kaum Verjüngungen auf. Du hast natürlich recht, daß das noch ein Manko ist, allerdings sollte dies mit einem besseren Kronenaufbau und stärker geförderten Ästen im unteren Baumbereich, über die Zeit hinweg gut zu korrigieren sein, so daß ein harmonisch wirkender Baum entsteht. 🙂
Bei näherer Betrachtung hast du mit dem oberen Teil doch nicht ganz unrecht. Komisch, bisher war mir das nie ganz aufgefallen…
Ich werde da wohl doch noch ein wenig drann arbeiten müssen.
Fotos können ja durchaus täuschen.
Der obere Bereich sieht zumindest auf dem obigen etwas dicker als der mittlere Stammbereich aus.
Mag wohl an den Ästen liegen, die da ja auch für eine Stammverdickung durch kräftiges Wachstum gesorgt haben.
Also, grundsätzlich ist dieser Baum super weiterentwickelt worden. Aber was mich total stört, ist diese unnatürlich wirkende Biegung im unteren Stammbereich. Die kann man sicher weder draten noch spannen, auswachsen wird sich das auch nicht mehr. Was gedenkstdu damit anzustellen? Evtl könnte man das aushöhlen oder den Pflanzwinkel radikal verändern, um dieses „S“ natürlicher wirken zu lassen?
LG, Luise
@ Bernd
Wie kurz danach geschrieben, du hattest nicht unrecht. Mir ist das nur die Zeit über nicht wirklich aufgefallen. Ich habe gestern einen radikalen Schnitt durchgeführt, der meines Erachtens nach die Optik der Ulme sehr gut getan hat. Das ganze sieht nun, nennen wir es mal dynamischer, aus. Ich berichte darüber, wenn sich die Ulme ein wenig erholt hat und wieder ein dichterer Laubbesatz zu erkennen ist. 😉
@ Luise
Ich muss gestehen, daß mir gerade dieser Schwung sehr gefällt. Ich hatte das mal bei einem Bergahorn an meinem Campus gesehen und fand diese Form sehr schön. Du hast schon Recht, bei dem Aufbau, wie oben auf den Bildern, war es noch nicht ganz so harmonisch, aber wie gesagt, gestern wurde eine recht radikale Kürzung vorgenommen, was dem Ganzen ein sehr schönes Bild gibt. Ich berichte dann noch. 🙂
@ Luise
das mit dem Schwung im Stamm unten habe ich zuerst auch gedacht.
Nach dem zweiten oder dritten Betrachten der Fotos hat mir dann genau dieser Schwung gefallen!
Zwar steht solch eine Form in keinem Bonsaibuch. Aber wie man sieht, hält sich die Natur nicht daran was in Büchern steht. Und genau dies macht daraus einen besonderen Baum der sich von der Masse abhebt. Und wenn Vincent den ordentlich gestaltet kann daraus auch noch ein besonderer Bonsai entstehen.
Der Schwung vom Wurzelansatz bis zum ersten Ast ist für mich das interessanteste an dem Baum.
Wäre es meiner, würde ich ihn erstmal 2 Jahre nicht anrühren, da er gerade sehr gestresst ist, und dann über dem ersten Ast abschneiden, dann warten bis sich darunter neue Knospen bilden und weiter noch ein Stück einkürzen.
Mi der Zeit würde ich eine Shohin Besenform daraus machen 🙂 Mit der Vorderseite, die Bild eins zeigt. Doof daß ich keine Virtuals machen kann!
Mit dem Knick würde das toll aussehen, und es macht den Baum schnell optisch viel älter.
Versucht euch mal den oberen Teil wegzudenken und nach dem dicken S, wenn er wieder in die Lotrechte will, direkt einen „Besen“ draufzusetzen. Schaut mal den Baum an, den Bernd als Logo benutzt und denke Euch diese Spitze da drauf! Dann stimmt auch das Verhältnis Stammdicke Baum. Auch würde es sogar fast knorrig aussehen. Ich werde heute abend lernen, virtuals zu machen, das kann ja nicht so schwer sein! :)Ein bißchen Photoshop kann ich ja.
Etwas nach rechts Kippen vielleicht noch.
Mit persönlich wäre er Baum zu lang, das Verhältnis Stammdicke zur länge passt nicht wirklich. Wenn er oben jetzt weiter verjüngt werden sollte, müsste er noch länger werden.
Viele Grüße
André
Das alles lässt sich durch ein anderen Neigungswinkel und eine andere Ansichtsseite verändern.
Ich würde nicht so viel an dem armen Bäumchen herumschnippeln.Viellicht wird der Stamm nach einigenJahren gut zum rest passen.
Kann man aber jetzt noch nicht so richtig beurteilen.
Ich habe mal was probiert, nicht perfekt, aber für ´nen Eindruck reichts:
http://imageshack.us/photo/my-images/222/vincentulmezimmer.jpg/
Viele Grüße
André
@ André
Macht gleich mehr her mit solch einen dicken Stamm und der feinen Verzweigung.
Gefällt mir sehr gut.
Im Prinzip könnte man zwei Shohin aus dem Rohmaterial machen. Vom oberen Bereich. Da ist ja schon eine gute Verzweigung vorhanden und wie du vorgeschlagen hast unten kräftig kürzen.
In diesem Jahr würde ich allerdings nichts mehr machen. Wenn dann frühestens im nächsten oder übernächsten Frühjahr – Frühsommer.
@ André
So in etwa habe ich mir den weiteren Aufbau auch gedacht. Ich hatte nur ein Stück weiter oben eingekürzt, wird aber auf dauer auch ungefähr darauf hinauslaufen. Wie gesagt, ich schicke dann die Bilder mit einem kleinen Bericht dazu. 🙂
Hi Vincent, was macht denn das gute Stück?