Wie gestaltet man einen Bonsai?
Diese Frage hat sich garantiert jeder schon einmal gestellt, der sich mit Bonsai beschäftigt. Besonders Einsteiger brennt diese Frage bei ihrem ersten Bäumchen oft auf den Nägeln.
Dazu müssen wir erst einmal in Erinnerung rufen was ein Bonsai ist?
Gut nun wissen wir, daß ein Bonsai vereinfacht gesagt, eine Pflanze in einer Bonsaischale ist und beide gemeinsam, einen harmonischen Eindruck auf den Betrachter ausüben.
Bis eine Pflanze ein Bonsai ist, können Monate, Jahre und sogar Jahrzehnte vergehen. Bis dahin kann die Pflanze mehrere Stadien durchlaufen.
Wann wird ein Bonsai gestaltet?
Dies hängt von vielen Faktoren ab. Ich liste einfach ein paar Kriterien, die für bestimmte Gestaltungsschritte ausschlaggebend sein können auf:
- Bonsai aus Samen
- Bonsai aus einem Steckling
- Bonsai durch Abmoosen
- Bonsai aus vegetativer Vermehrung
- Bonsai aus Jungpflanzen
- Bonsai aus einer Baumschulpflanze
- Bonsai aus einem Pre-Bonsai
- Bonsai aus einem Yamadori
- Verfeinerung eines bereits gestalteten Bonsai
Wenn dies die einzigen Gestaltungkriterien wären, hätte man es bei der Gestaltungsentscheidung leichter. Weitere Einflußfaktoren sind die Gestaltungsformen:
- Grundstilarten der Bonsaigestaltung
- Streng aufrechte Form – Chokkan
- Frei aufrechte Form – Moyohgi
- Besenform – Hokidachi
- Kaskade – Kengai
- Gruppen- und Waldgestaltung – Yose ue
- Gelehnte Form – Shakan
- Halbkaskade – Han Kengai
- Windgepeitschte Form – Fukinagashi
- Literat – Bunjingi
- Wurzelstamm – Neagari
- Trauerform – Shidare Zukuri
- Wurzeln umklammern den Stein – Seki-Joju
- Auf einen Felsen – Ishi-Tsuki
Darüber gibt es in Europa auch einen Trend, einen Bonsai natürlich zu gestalten. Als Vorbild gilt auch hier die Natur. So werden bei einer natürlichen Gestaltung auch einmal verschiedene Grundstilarten kombiniert. Oder es wird entgegen mancher Grundstilart gestaltet. Wenn der Bonsai nach der Gestaltung natürlich wirkt, eine gelungen Gestaltung. Solche Bonsai wirken meist sehr natürlich. Gestaltungsfehler oder Mängel am Baum gelten allerdings nicht als natürliche Bonsaigestaltung.
Wann und welche Gestaltungsformen ausgewählt werden hat etwas mit Analysefähigkeit und Erfahrung zu tun. Als Anfänger tut man sich da meist schwer und geht oft zu zögerlich ans Werk.
Wann man welche Gestaltungsmassnahmen umsetzt ist vom jeweiligen Entwicklungsstand der Pflanze abhängig. Und zu allem Überfluß gibt es auch noch mehrere Gestaltungswege die zum Ziel führen können:
- Bei der Reduktionsmethode wird eine reife Pflanze, Pre-Bonsai, Baumschulpflanze, Yamadori oder älterer Bonsai durch Reduktion in eine gewünschte Gestaltungsform gebracht. Vereinfacht gesagt wird abgeschnitten oder abgesägt. Der Vorteil ist das man bereits eine sehr gut entwichelte Rohpflanze hat und diese je nach Art in fünf bis zehn Jahren zum stattlichen Bonsai gestalten kann. Nachteil sind nach der Erstgestaltung meist größere Schnittwunden.
- Ein weiterer Gestaltungsweg ist die Aufbaumethode. Bonsai aus Samen, Stecklingen oder Jungpflanzen werden Schritt-für-Schritt von klein auf in die gewünschte Gestaltungsform gebracht. So entstehen sehr feine Bonsai die oft schon in jungen Jahren eine sehr gute Feinverzweigung haben. Der Vorteil ist eine Gestaltung ohne große Schnittwunden und ein kontrolliertes Gestalten. Der Nachteil ist ein geringeres Wachstum bei der Stammdicke und den Ästen. Dieser Weg dauert länger. Zwanzig Jahre und mehr sind keine Seltenheit bis eine Pflanze wie ein reifer Bonsai aussieht.
- Und je nach Gestaltungsstadium des Bonsai können auch beide Gestaltungswege kombiniert werden.
Zur Gestaltung werden unterschiedliche Methoden angewendet:
- Einen Bonsai schneiden ist eine bekannte Gestaltungsmöglichkeit. Je nach Gestaltungsstadium und Ziel gibt es hier einen Formschnitt und einen Erhaltungsschnitt.
- Wenn Äste oder der Stamm nicht in der gewünschten Form und Richtung wachsen, kann dies durch drahten korrigiert werden. Ob und wann man einen Bonsai drahten drahtet hängt von der Pflanzenart und der Wachstumsphase ab. Manche Pflanzen entwickeln phasenweise ein starkes Dickenwachstum. In dieser Phase ist die Drahtung zu beobachten, damit der Draht nicht in die Borke einwächst.
- Bei Pflanzen mit empfindlicher Rind oder sprödem Holz kann man einen Bonsai auch spannen. Na ja, die Äste werden mit Draht nach unten gespannt und so in die gewünschte Form gebracht. Aber auch andere Hilfmittel und Spannwerkzeug und Korken können Äste spannen oder spreizen um so in die gewünschte Form und Richtung gebracht zu werden.
- Je nach Entwicklungsstadium kann man das Dickenwachstum teilweise steuern. Insbesondere die Stammverdickung durch das verfügbare Substrat beschleunigen. Wird ein Baum im Freien ausgepflanzt wird er schneller wachsen und relativ schnell einen dicken Stamm entwickeln. In einem geräumigen Trainingstopf wird er langsamer an Stammdicke zulegen. Und in einer engen Bonsaischale wird das Dickenwachstum bei etwa einem 1/5 wie bei der freien Auspflanzung liegen. In der Bonsaischale kann man allerdings durch das gebremste Wachstum erst eine gezielte Feinverzweigung aufbauen.
Die bis hier aufgelisteten Kriterien zur Gestaltung eines Bonsai sind garantiert noch nicht vollständig. Es gibt noch zahlreiche Techniken die als fortgeschrittenere gelten. Sei es abmoosen, absenken, Äste anpfropfen, Totholzbearbeitung etc. Gerne könnt ihr mir weitere Gestaltungstechniken über einen Kommentar ergänzen. Am besten noch mit euren eigenen Erfahrungen.
Einen Bonsai gestalten – die passende Bonsaischale
Für mich erscheint manchmal die Auswahl einer passenden Bonsaischale komplizierter als die Gestaltungsentscheidungen bei einem Baum.
Aber ein Bonsai ist nur ein Bonsai, wenn er in einer passenden und harmonischen Bonsaischale präsentiert wird. Hierzu liste die bisherigen Themen auf:
- die passende Schale
- Funktionen einer Bonsaischale
- Welche Form einer Bonsaischale für welchen Bonsai?
- Bonsaischale mit oder ohne Glasur
- Industriell oder handgetöpferte Bonsaischale?
- Farben von Bonsaischalen
- Historische Bonsaischalen
Einen Bonsai gestalten?
Ich hoffe ich habe die Bonsai-Einsteiger nicht vollkommen verwirrt?
Zum einen soll dieser Artikel ein grober Überblick über die möglichen Kritierien einer Bonsaigestaltung sein. Ich denke der Laie wird sofort erkennen, daß eine Bonsaigestaltung ein sehr komplexes Projekt sein kann.
Aber keine Angst, da kann man sich durchaus reinarbeiten. Jeder hat mal bei null angefangen. Keiner kennt alle notwendigen Zusammenhänge von Anfang an. Also nur Mut und bei Interesse ruhig mit einem Bonsai oder einer Pflanze die ein Bonsai werden soll beginnen. Übung mancht auch bei Bonsai den Meister.
Ich will mir einen Kirschblütenbonsai anschaffen aber ich finde im Internet keinerlei oder nur wenig Informationen über die Pflege, gibt es Unterschiede zu normalen Bonsais?
Hallo Hannah,
also wenn ich kirschbaum bonsai suche, bekomme ich reichlich Pflegehinweise.
Vielleicht versuchst du es noch einmal mit diesen Wörtern?
Am meisten werden Zierkirschen als Bonsai gestaltet, da sie kleinere Blätter entwickeln.
Diese gehören zur Pflanzefamilie Prunus (Wie die Mandeln und andere Steinobst).
Ich hatte mal eine Zierkische:
https://www.bonsai-als-hobby.de/bonsais/outdoor/prunus-accolade-zierkirsche/
Die ging leider an einer Blattkrankheit ein
Die Sauerkirsche lässt sich auch sehr gut zum Bonsai gestalten:
https://www.bonsai-als-hobby.de/bonsais/outdoor/sauerkirsche-prunus-cerasus-als-bonsai-baum/
LG
Bernd