Das Gießen denken die meisten ist wohl das einfachste an der Pflege eines Bonsai? Wenn man alles richtig macht stimmt dies sicherlich. Wenn man aber aus Unwissenheit zur falschen Zeit gießt fühlt sich der Bonsai durchaus Unwohl, im schlimmsten Fall kann er sogar sterben! Die Wässerung ist abhängig von der Pflanzenart, vom Standort, der Temperatur und der Jahreszeit.
Ist der Bonsai bzw. das Substrat zu trocken können die feinen Faserwurzeln, welche für die Wasseraufnahme zuständig sind, vertrocknen und absterben. Der Bonsai kann sich im schlimmsten Fall nicht mehr mit ausreichend Wasser versorgen und reagiert mit Blattabwurf. Im Extremfall können sogar Äste oder der ganze Baum verloren gehen.
Bei Staunäße, können die feinen Faserwurzeln verfaulen und sterben ebenfalls ab. Das Ergebnis ist das selbe wie bei zu langer und zu trockenem Substrat. Ursache ist zu häufiges gießen, kein Wasserabzugsloch oder das die Abzugslöcher verstopft sind und das Wasser nicht mehr abfließen kann.
Um den Bonsai zu retten muß er umgeopft werden. Dabei werden die fauligen Wurzelteile entfernt und anschließend wird er schattig gestellt bis er sich wieder erholt hat.
Bei den meisten Bonsai sollte das Substrat nicht zu trocken und nicht zu naß sein! Gegoßen wird mit einer feinbrausigen Kanne welche es im Bonsaifachhandel gibt. Beim Gießen mit einer Kanne ohne Brausekopf würde man einen Teil des Substrates wegschwemmen. Solch eine Bonsaigießkanne kann durchaus über 100 Euro und mehr kosten, da diese oft aus Kupfer sind. Günstiger sind Kannen aus anderen Materialien. Wenn man als Einsteiger noch nicht so größe oder nicht so viele Bäume hat, reicht auch eine Ballbrause vollkommen aus. Auch diese erhält man im Bonsaifachhandel, für angenehme 10 Euro. Damit ist ebenfalls eine kontrollierte Wasserzufuhr möglich.
Erst wenn die Bonsaisammlung eine größere Dimension angenommen hat, wird man an einer Bonsaigießkanne wegen der größeren Füllmenge und die dadurch resultierente Effizienz nicht herum kommen.
Aber wie erkennt man wann es Zeit zum Gießen ist? Im Prinzip Erfahrung und das Wissen über die Eigenheit des einzelnen Bonsai. Was und wieviel Wasser benötigt er.
- Ein Holzstäbchen in das Substrat stecken um den Feuchtigkeitsgrad zu prüfen
- Mit einem Gießanzeiger von Seramis kontrollieren
- Verwendung von Akadama als Substrat – Wenn die Oberfläche hell wird, kann gegoßen werden
Kalk im Gießwasser gibt nicht nur unschöne Kalkflecken auf der Substratoberfläche und an den Schalen. Nein, Kalk kann sogar manchen Bonsai töten! So vertragen Azaleen und manch andere Baumarten kaum bis gar keinen Kalk und verkümmern bis zum endgültigen absterben. Wenn man nun aber relativ kalkhaltiges Wasser am Wohnort hat, woher oder wie erhält man entkalktes oder kalkarmes Gießwasser?
- Regenwasser sammeln
- Entkalken durch Britta Wasserfilter
- Entkalkten durch Torf – 10 Liter Wasser 3 Hand Torf in ein Säckchen für 1 Stunde
- Entkalten durch mischen mit destilierten Wasser (verdünnen)
- Wasser abkochen und nach einer 1/2 Stunde die obere Hälfte abschöpfen
Um ganz sicher zu gehen kann man den Härtegrad mit einem Lackmuspapier oder einem elektronischen Meßgerät überprüfen.
Zu allem Überfluß gibt es auch noch mehrere bzw. zwei Möglichkeiten zu Gießen. Zum einen kann man herkömmlich von oben Gießen. Dabei sollte man aber beachten das wenn die Oberfläche des Subtrates bereits trocken ist ein schwungvolles Gießen meist in einer Überschwemmung endet. Das Wasser perlt erst einmal an der trockenen Oberfläche ab und kullert über die Schale hinweg auf den Boden. Um dies zu vermeiden wird am besten mit einer Sprühflasche oder einer Ballbrause die Substratoberfläche erst einmal befeuchtet. Danach kann das Substrat wieder besser Wasser aufnehmen und es kann durchdringend gegoßen werden. Wenn das erste Wasser aus den Abzugslöchern im Schalenboden kommt hat man ausreichend gegoßen.
Die andere Möglichkeit ist das Anstauen. Man setzt den Bonsai mit Schale in ein Wasserbad, welches knapp unter dem Schalenrand seinen Wasserspiegel hat. Durch die Kapilarwirkung saugt sich nun in 15 bis 20 Minuten das Substrat von unten nach oben mit Wasser voll. Danach entnimmt man den Bonsai mit Schale aus dem Wasserbad, da er nun genügend Wasser hat.
Welche Methode besser oder schlechter ist, darüber kann man sicherlich streiten (was auch manche Experten tun). Beide haben Vor- und Nachteile. Ich persönlich benutze das anstauen nur wenn einmal der Wurzelballen wirklich unvorgesehenen durchgetrocknet ist oder wenn ich frisch um- oder eingetopft habe. Ansonsten favorisiere ich das Gießen von oben da es wohl doch auch die bequemere Methode ist. Wer viele Bonsais hat, dem wird sicherlich das Anstauen auch zu Zeit- und Kraftauwändig sein. Einsprühen mögen manche Bäume und Pflanzen die aus subtropischen Regionen stammen. Auch viele Ficus-Arten fühlen sich nach einem Sprühnebel wohler und wirken frischer.
Gießen im Winter
Bei Outdoor-Bonsai die den Winter im Freien verbringen sollte die Erde immer etwas Feucht sein. Vor allem in wärmeren Phasen sollte der Ballen nie austrocknen. Bei Frost braucht man nicht Gießen, da der Baum in dieser Zeit seine Wasseraufnahme eingestellt hat.
Bei Indoorbäumen ist in unseren beheitzten Wohnungen meist die Luftfeuchtigkeit zu niedrig. Gießen alleine ist da meist nicht ausreichend. Abhilfe bringt wenn man unter diese Bonsai eine größere Schale mit Tongranulat wie Seramis stellt und dieses immer wieder befeuchtet. Das Tongranulat sorgt durch langsame Abgabe der Feuchtigkeit für ein Mikroklima mit höherer Luftfeuchtigkeit!
Grundwissen – Pflege