Die Düngung und die Erdmischung sind zwei Pflegepunkte die in Abhängigkeit zueinander stehen.
So finde ich es immer wieder erstaunlich wie sich erfahrene Bonsai-Gestalter über die beste Erdmischung unterhalten. Fast jeder meint seine Mischung ist die Beste.
So einfach ist die Sache aber in der Praxis dann doch nicht. Die gleiche Diskussion verfolge ich bereits seit über 20 Jahren unter Kakteenfreunden. Fast jeder hat eine andere Mischung beim Substrat und schwört auf seine Rezeptur!
Wie beim Substrat für Kakteen, habe ich nun auch beim Substrat für Bonsai, die selben Erfahrungen gemacht!
Vor über einem Jahr habe ich einen Bericht im Internet von Walter Pall über seine Art der optimalen Erdmischung und Düngung gelesen.
Da ich vor einem Jahr nur kleine und wenig wertvolle Bonsai hatte, wagte ich es und habe diese Empfehlung ausprobiert.
Die mineralischen Anteile wurden im Substrat erhöht.
Gedüngt wurde mit drei verschiedenen Flüssigdüngern.
Zwei davon hatte ich bereits und einer war ein Billigdünger aus dem Baumarkt.
Gegossen wurde wie immer, sobald das Substrat auf der Oberfläche trocken war.
Gedüngt wurde öfter als früher. Dabei wurde nach einer halbstündigen Pause noch einmal kräftig nachgewässert um überschüssige Mineralien auszuschwemmen. So sollte vermieden werden, daß das Substrat zu schnell versalzt.
Gießen tue ich immer mit enthärteten Wasser. Regenwasser steht mir derzeit auf dem Balkon nicht zur Verfügung.
Ergebnis nach einem Jahr Substrat und Düngung nach Walter Pall?
- Alle Bonsai sind kräftiger gewachsen
- Längere Austriebe, größere Blätter
- Anfälliger gegen Sauginsekten und Pilzkrankheiten
- Im Sommer muß mehr gegossen werden, dadurch spürbar erhöhter Wasserverbrauch und höherer Zeitaufwand
- Schnelleres versalzen des Substrates
Damit kein Missverständnis aufkommt. Ich möchte die Methode von Walter Pall nicht kritisieren. Für seine große Anzahl an Bonsai-Bäumen ist es wahrscheinlich die effektivste Methode um diese in kürzester Zeit zu Gießen und zu Düngen.
Für mich und meine bescheidene Bonsai-Samlung ist diese Methode mit mehr Nach- als Vorteilen verbunden.
Der einzige Vorteil ist ein schnelleres Wachstum. Wenn man ein flotteres Dickenwachstum möchte, könnte man dies auch bei einzelnen Pflanzen gezielt anwenden.
Die Nachteile überwiegen allerdings. Längere Triebe und größere Blätter sind in jungen Jahren eines Bonsai noch akzeptabel. Bei reiferen Bäumen die für Ausstellungen vorbereitet werden sollen, möchte man genau das Gegenteil. Erschwerend kommt bei mir noch dazu, daß meine Bäume fast alle noch relativ klein und schlank sind. Da will man auch in jungen Jahren nicht so dicke fette Blätter.
Offenbar verstärkt das häufigere düngen auch die Zufuhr von Stickstoff. Im letzten Sommer hatte ich deswegen mit verschiedenen Nachteilen zu kämpfen. Die Hainbuche hatte zum ersten Mal im Spätsommer echten Mehltau!
Die neue Zwergmispel war sehr schnell mit Blattläusen an den saftigen Triebspitzen bevölkert. Auch ein Topf Lavendel in der Blüte hat nicht alle Blattläuse vertreiben können. Davor hatte ich auf meinen Balkon an keiner Pflanze Blattläuse. Und zwei von drei Ficus retusus hatten wieder Schildlaus-Befall. Zufall? Bei mehreren Pflanzen und auch noch verschiedenen?
Welches Substrat verwende ich in diesem Jahr?
Am Substrat habe ich im Prinzip nicht viel verändert. Ich hatte lediglich den Humusanteil reduziert. Dadurch mußte ich im Sommer bis zu dreimal am Tag gießen.
In diesem Jahr werde ich den mineralischen Anteil wieder reduzieren und teilweise gegen einen Torfanteil austauschen.
Der Torf hält auch im Sommer die Feuchtigkeit eine gewisse Zeit länger. Ein Austrocknen wird so im Sommer etwas verzögert.
Der Anteil an Akadama wird nicht verändert.
Wie dünge ich in diesem Jahr?
Der Schwerpunkt der Düngung wird wieder Biogold sein. Organische Düngekugeln, welche beim Gießen für 4-6 Wochen Nährstoffe an das Substrat abgeben. Eine Art der kontrollierten Düngung. Flüssigdünger werde ich sporadisch zur Ergänzung einsetzen. Vereinzelt gibt es auch mal die ein oder andere Düngung mit Schachtelhalm-Extrakt und Baldiran-Konzentrat. Schachtelhalm stärkt die Pflanzen und sie werden resistenter gegen saugende Insekten. Und Baldrian-Extrakt kann bei Blüten-Pflanzen wie ein kleiner Turbo wirken.
Was lernen wir daraus?
Nicht immer ist es für jeden richtig, was ein erfahrener Bonsai-Gestalter empfiehlt.
Die Bestandteile Substrat, Dünger und die chemische Zusammensetzung des Gießwassers ist offenbar eine komplexere Angelegenheit, wie manche annhemen. Hier gibt es endlos viel Möglichkeiten und Varianten. Manche Tipps sind hier sicherlich für viele passend. Am Ende muß wohl jeder für sich selbst herausfinden was die optimale Kombination für seine Bonsai und seinen Standort ist.
Ich jedenfalls werde in diesem Jahr wieder mein altbewährtes Bonsai-Substrat verwenden.
Mogelpackung aus dem Baumarkt
Ich habe leider den Fehler gemacht in einem grossen Baumarkt (der mit den 3 Buchstaben) „Bonsaierde“ zu kaufen. Das Zeug war nicht zu gebrauchen. Da ist ja die billige Blumenerde aus dem Discounter besser!
Habe dann Erde bei meinen Spezialversendern, „Bonsai Schule Enger“ und „Bonsai Börse Brand“ bestellt, da mir für das Selbermischen einfach die Erfahrung und die Zeit fehlen.
Siehe da,
meine Pflanzen fühlen sich in der (echten) Spezialerde pudelwohl.
@ Maverick
Ja, bei billig zahlt man oft zweimal.
Soll heißen, billig ist oft teurer.
Wenn man nicht die Zeit, Lust oder Bestandteile auf Grund weniger Pflanzen hat, sind die vorgemischten Substrate im Fachhandel sicherlich die beste Lösung.
Bert.: zu Mehltau
der entsteht nicht durch das von Walters Substrat-
empfehlung sodern durch den zu dunklen und windstillen Standort
auch hast Du seinen Ratschlag nicht konsequent
genug nachvollzogen(alles wirklich alles alte Substrat zu entfernen),was Walter ja auch sagt entweder macht man es konseqent so odr bleibt bei seinem alten System,ein bischen schwanger geht ja auch nicht!
Einen richtigen Versuch ist es wert!
Nrtte Grüße
Bonsaile
@ bonsaie
da hast etwas falsch verstanden?
Ich habe nicht geschrieben, dass der Mehltau von der Substratempfehlung von Walter Pall kommt.
Durch die Stickstoffbetonte Düngung wachsen Pflanzenteile schneller in die Länge. Sowohl Äste als auch Blätter werden größer. Wenn man dies übertreibt und unausgewogen düngt, ist die Anfälligkeit für den Befall von Pilzkrankheiten und saugende Insekten größer.
Dies hat nichts mit der Methode von Walter Pall zu tun. Dennoch kann seine Methode den Pilz- oder Insektenbefall unterstützen.
Wer eine umfangreiche Bonsaisammlung mit Bäumen in mittlerer oder großer Größe hat wie Walter Pall, für den mag das System von zutreffen.
Wer überwiegend kleine Bäume wie ich hat und zudem Berufstätig ist und im Sommer tagsüber nicht gießen kann, der muß eine andere Substat-, Dünge- und Gießlösung finden.
Und die habe ich für mich gefunden.
Über das Thema Substrat, Düngen und Gießen streiten sich schon seit der Pflanzenzucht Experten. Eine 100%ig für alle gültige Lösung wird es nie geben. Hier muß jeder, an Hand seiner Standortbedingungen, seine eigene optimale Kombination heraus finden.
MFG
Bernd
Hallo Bernd
danke für den Kommentar gebe Dir bedingt recht!
Man kann den zeitlichen Aufwand damit entgegentreten indem man (zumindest bei kleineren
Pflanzen) etwas „Geohumus“ mit einmischt(ZDF-Sendung nachschauen bei http://WWW.ZDF.de/Geohumus) für Dich beim Baumarkt mit den 3 Buchst.O…. in Waiblingen-komme selber aus Beinstein also gleich um die Ecke bei Dir.
Aber noch eine andere Frage von mir,hat jemand von euch Erfahrung mit Umkehrosmose als Wasseraufbereiter für Bonsaipflanzen(gib es ja im Aqarienhandel recht günstig zu kaufen)???
Über Erfahrungsmeldungen zu diesem Thema wäre ich sehr dankbar!
MfG.
Bonsaile
Hallo Bernd,
mir war Walter Pall bis vor Kurzem kein Begriff, dafür ist der ein oder andere Bekannte diplomierter Gärtner, weshalb ich quasi auf anderem Wege auf den Einsatz mineralischer Substrate bei meinen Bonsais gestoßen bin.
Deine Anmerkung „schnelleres Versalzen des Substrates“ verleitet mich zu der Vermutung, dass Du die Methode nicht konsequent eingesetzt hast, denn Versalzen kann nur eintreten, wenn nicht intensiv gegossen wird.
Nun bin ich ebenfalls berufstätig und kann nicht x-mal täglich nach meinen Bonsais sehen, verwende aber seit zig Jahren ausschließlich mineralisches Substrat, bin also noch konsequenter unterwegs als Walter Pall, der Torf beimengt, und hatte bis dato keinerlei Probleme mit Versalzen oder Vertrocknen. Ich gehe wie folgt vor:
1. Morgens gießen (bevor ich in die Arbeit gehe)
2. Abends gießen (nachdem ich aus der Arbeit komme)
Zu beiden Zeitpunkten gehe ich ähnlich der Walter Pall’schen Methode vor (maßgeblich aus Faulheit): Gießkanne mit Leitungswasser füllen, Balkon betreten, Gießkanne querbeet über den Bonsais leeren, und dann ab in die Arbeit (bzw. ab in den Fernsehsessel).
Meine Bonsais wachsen kräftig, vertrocknet ist mir auch noch keiner, und insbesondere habe ich keinerlei Probleme mit „zuviel düngen“ oder „zuviel gießen“.
Was genau hast Du anders gemacht?
Beste Grüße
Klaus
Ergänzend muss ich vielleicht mein Indoor- und Outdoor-Substrat nennen:
Eigentlich kann ich kein „konkretes“ Substrat benennen, denn ich verwende quasi alles, was es in der Korngröße 6-8 mm so gibt, meist eine variable Mischung aus:
– Blähton (z.B. Maxit-Schüttungen oder was mir sonst günstig unterkommt)
– Lava
– Zeolith
– Bimskies
– sogar Seramis, das sich allerdings leider als wenig frostbeständig herausgestellt hat und daher womöglich mehr etwas für Indoors ist.
Vermutlich sind auch Zierkiesel, Splitt etc. mittlerweile vertreten, die ich zu Beginn meiner „mineralischen Substratphase“ eingesetzt hatte, bevor mir klar wurde – bzw. von genannten Diplomgärtnern erläutert wurde-, dass die Saugfähigkeit des Substrats nicht ganz unwesentlich ist. Nunmehr bin ich jedoch seit Jahren für sämtliche Anwendungen bis hin zum „Abmoosen“ auf mineralische Substrate umgestiegen – mit jeweils großem Erfolg.
Hallo Klaus,
freut mich, dass die Walter-Pall-Substrat-Giess-Methode bei dir hervorragend funktioniert!
Da die Kulturbedingungen bei fast jeden Bonsaigestalter unterschiedlich sind und je nach beruflicher Tätigkeit auch das Giessverhalten stark variieren kann, kann man ein Methode nicht als die einzig richtige ansehen.
Meine Erkenntnis, auch aus über 20 Jahren Kakteenpflege, ist, dass hier jeder die für ihn optimale Kombination aus Standort, Substrat, Düngen, Giessen und den persönlichen Giess- und Düngemöglichkeiten finden muss. Ach ja, die Art der Pflanzen spielt da auch eine wesentlich Rolle.
Wer viele und vor allem grössere Pflanzen hat und flexibel Düngen und Giessen kann, für den passt die Walter-Pall-Methode sicherlich.
Wer wie ich überwiegend kleinere Bäume pflegt, da wird es als tagsüber Berufstätiger schon schwieriger.
Deswegen verwende ich bei meinen meisten Laubbäumen 50 – 80% mineralische Bestandteile, aus ähnlicher Mischung wie du und der Rest wird mit Anzucht- oder Blumenerde angereichert. Die hat für den Start Nährstoffe und im Sommer hält sich durch den Torfanteil auch tagsüber etwas Feuchtigkeit im Substrat, sodass bisher keine Trockenschäden entstanden sind. Ausnahme bei meiner Schwarzerle. Die steht an heissen Tag mit dem Topf in einer Wasserschale. Ohne diese lässt die die Äste abends nach unten hängen.
Eine pauschale Düngung und Giessmethode gibt es nicht. Jeder muss die für ihn passende Methode selber herausfinden.
Schönen Gruß
Bernd
Hallo Bernd,
da ich nicht weiß, ob Du einen Garten hast: Für die Terrasse bzw. den Balkon habe ich für mich folgende Lösung gefunden, die ein problemloses Gießen erlaubt und gleichzeitig für ein leicht angefeuchtetes Bonsaiklima sorgt:
Im Baumarkt Stapelkisten organisieren: Jeweils eine Gitterkiste und eine „normale“. Die Gitterkiste wird auf die normale gestellt. Nun kann man ohne Rücksicht auf Verluste und sehr zeiteffizient gießen, da überschüssiges Wasser sich in der untergestellten Kiste sammelt und nun zugleich die Luft etwas befeuchtet.
Evtl. kann das ja dem ein oder anderen nützlich sein.
Viele Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
vielen Dank für den praktischen Tipp!
Schönen Gruß
Bernd
Hallo Bernd,
die Methode von Walter Pall -oder nennen wir es lieber modernes Substrat- funktioniert nur wenn man alle 3 Komponenten, Substrat, Giessen, Dngen aufeinander abstimmt. Und man muss das ganze zu 100 Prozent durchziehen. Ein Humusanteil z.B. kann sogar toedlich fuer die Baeme werden!
Sprich, das Substrat sollte NUR aus Beispielsweise Blaehton, Lava und Torf bestehen,Staubanteile sind rauszufiltern.
Bei richtiger Anwendung sollten auch die großsn Blaetter nicht auftreten da das Substrat schnell trocknet.
Auch eine erhoete Anfaelligkeit fuer Krankheiten duerfte nicht stattfinden, da die Baeume durch das Duengen sehr vital und kraeftig werden.
Gerade fuer Laubbaeume ist dieses Substrat genial.
Ich habe die Erfahrung gemacht dass bei kleinen Schalen ein Torfanteil von 25-30% perfekt ist und vor einer zu schnellen Austrocknung schuetzt.
An sehr heissen Tagen kann die Schale in einen kleinen mit Wasser gefuellten Untersetzter gestellt werden.
Vielleicht gibst du dem ganzen Nocheinmal eine Chance? Probier es halt erst einmal an einem einzigen Baum, aber dafuer richtig und zu 100%.
Aber wichtig, kein Humus, keine Blumenerde oder sonstiges. Einmal pro Woche mit dreifacher Dosis duengen. Und Leitungswasser verwenden.
@ Daisetz
Modernes Substrat?
Sorry, diese Methode haben Kakteen-Sammler schon vor über 20 Jahren angewendet. Ist also nicht so neu.
Richtig, Substrat, Wasser und Düngen sind eine Einheit.
Deswegen funktioniert dies bei meinen meisten Bäumen nicht so 100%ig. Zum einen habe ich überwiegend Shohin-Bonsai oder geringfügig grösser. Im Vergleich zu den Monter-Bäumen von Walter Pall gibt es da wohl doch noch einen Unterschied.
Für mich habe ich die Walter Pall-Methode auf meine Pflanzen abgestimmt. Der mineralische Anteil liegt bei 30-70%. Bei Sukkulenten vereinzelt bei 100%. Etwas Akadama ist auch drin. Und dann noch Torf oder Anzuchterde. Was gerade greifbar ist.
Gedüngt wird nicht aggressiv wie bei Walter Pall, sondern normal. Meist mit Biogold und zwischendrin auch mal mit Flüssigdünger. Im Herbst wird nur noch mit Kakteendünger gedüngt. Zwischendrin kommt etwa zweimal im Jahr Schachtelhalm-Extrakt ins Giesswasser, da dies die Zellwände stärkt und so vor saugenden Insekten ein natürlicher Schutz ist. Wird übrigens auch im gewerblichen Obstbau angewendet.
DIE GIEßMETHODE gibt es nicht.
Jeder muß für seine Kulturbedingungen den eigenen Weg finden.
Schönen Gruß
Bernd