Im ersten Teil ging es um die Betrachtungsweise, auf Basis des unterschiedlichen Wissenstandes, über Bonsai.
Heute möchte ich die wesentlichen Punkte aufführen und erläutern, die für einen Bonsai wichtig sind.
Mit diesen Kriterien hat auch der Anfänger ein grobe Vorstellung worauf es der bei der Auswahl eines Bonsai oder einer Pflanze, die als Bonsai gestaltet werden soll, beachten sollte.
Wer bereits die Definiton des japanischen Wortes Bonsai kennt, weiß, daß es sich dabei um eine Pflanze in einer Schale oder einem Topf handelt, welche geimeinsam eine harmonische Einheit darstellen sollten.
Also fangen wir doch gleich mit den Kriterien für einen Bonsai an:
Bonsaischale
Die Bonsaischale ist eine wichtiger Bestandteil eines harmonischen Bonsai. Form, Farbe, und Größenverhältnis spielen eine große Rolle. Das Thema ist sehr vielfältig. Deswegen habe ich bereits vor Wochen unterschiedliche Themenpunkte im Artikel Alles über Bonsaischalen in einer Übersicht zusammen gefaßt.
Erdoberfläche
Je natürlicher die Erdoberfläche aussieht, desto höherwertiger und natürlicher wirkt der gesamte Bonsai. Pflegeleichter ist eine kahle Erdoberfläche. Je nach Standort und Wetter kann sich aber auch von alleine ein Moospolster bilden. Für Ausstellungen werden bei kahlen Erdoberflächen oft separat vorbereitete Moospolster arrangiert um den Bonsai aufzuwerten.
Aber auch Steine und andere kleinwüchsige Pflanzen können ein harmonisches und natürliches Bild des Bonsai unterstreichen.
Vincent Staat hat hier im Blog eine Artikel-Serie über Moose und deren Kultur geschrieben. Dort findet ihr alle wichtigen Infos über die Anzucht, die Vor- und Nachteile von Moosen in Verbindung mit Bonsai.
Wurzelansatz – Wurzelfuß
auch unter Fachleuten Nebari genannt ist eine wichtiges Qualitätsmerkmal für einen Bonsai.
Bei einem optimalen Wurzelansatz verlaufen die Wurzeln strahlenförmig in einer Ebene und gleichmässig in alle Richtungen. Ausnahme ist die Richtung des Betrachters. Von dieser Seite sind keine Wurzeln gewünscht, da dies den positiven Eindruck reduzieren kann. Zudem lenken solche Wurzeln die Aufmerksamkeit des Betrachters ab.
Ein guter Wurzelansatz läßt einen Bonsai meist älter wirken als er ist.
Stamm
Optimal ist ein dicker Stammansatz der sich nach oben sichtbar verjüngt. Dadurch wirkt ein Bonsai realtiv alt und bekommt ein natürliches Aussehen.
Äste
Die unteren Äste sind dicker als die oberen. Bei einem reifen und alt wirkenden Bonsai sieht man eine sehr feine und reichliche Verzweigung bis zu den Astspitzen. Der Aufbau einer Feinverzweigung kann je nach Baumart und Größe einige Jahre Zeit in Anspruch nehmen.
Blätter
Die Blätter sollten im Verhältnis zum Baum bzw. der Baumgröße harmonisch sein. Dies erreicht man am einfachsten mit Pflanzen die von Natur aus kleine Blätter bilden. Aber auch durch eine feine Verzweigung bilden sich bei den meisten Laubbäumen kleinere Blätter.
Blüten und Früchte
Meist werden Pflanzen als Bonsai gestaltet die kleine Früchte bilden. So ergibt sich ein natürliches Bild auf Grund eines natürlicheren Größenverhältnisses zur gesamten Pflanze.
Dabei können die Farben der Früchte oder Blüten ein wichtiges Gestaltungsmittel sein und spielen auch manchmal eine Rolle bei der Auswahl eine Bonsaischale.
Wann ist ein Baum ein Bonsai?
Bis zu sieben Hauptmerkmale sind also für die Reife eines Bonsai wichtig.
Wer schon einmal einen Jurierungsbogen des BCD gesehen hat, weiß, daß es da noch viel mehr Details bei Beurteilungen gibt. Aber die obigen sind die Hauptkriterien und fast immer die wichtigsten eines Bonsai.
Im Prinzip gelten diese Merkmale auch beim Kauf eines Bonsai. Je perfekter und Älter all diese Merkmale sind, desto teurer wird wahrscheinlich solch ein Bonsai sein!
Je nach verfügbaren Budget wird man aber oft nicht den perfekten Baum oder Strauch finden. Wenn allerdings der Wurzelansatz, eine natürliche Vergüngung des Stammverlaufes und viele Äste vorhanden sind, steht einer weiteren Entwicklung von günstigem Pflanzenmaterial zu einem Bonsai kaum etwas im Wege.
Die Bonsaischale, eine feinere Verzweigung und kleinere Blätter kann man mit etwas Wissen in den nächsten Jahren selber gestalten.
Einige dieser Kriterien kann man relativ leicht verbessern. Eine passendere Bonsaischale ist relativ leicht ausgesucht und gekauft. Ein schlechter Stammansatz dagegen kostet einige Jahre Arbeit um diesen zu verbessern. Eine Feinverzweigung kann man ebenfalls mit Geduld und gezielter Pflege erreichen. Dadurch resultieren dann auch bei den meisten Laubbäumen kleinere Blätter. Bei der Erdoberfläche kann dies schon schwieriger werden, deswegen wird diese von vielen Bonsaigestaltern nur in der Vorbereitung für eine Ausstellung optimiert.
Eine dauerhafte Bemoosung wird von einigen Bonsaigestaltern konträr diktuiert.
Die einigen empfinden es als Vorteil.
Die anderen als Nachteil.
Schöner ist es allemal. Und wenn man die und Nachteile kennt, sollte auch in der Pflege eines Bonsai mit Moospolster nichts schief laufen.