Interview mit Vincent Staat

Vor ein paar Wochen bekam ich einen Hinweis auf einen Fehler bei der Funktion der Wurzelknollen bei Schwarzerlen.

Der freundliche Besucher war Vincent Staat. Nachdem ich seinen Hinweis im Blog korrigiert habe und er dies nachlesen konnte, hat er mir spontan sein Schreib-Unterstützung angeboten.

Zuerst dachte ich, warum will da jemand freiwillig in einem Blog schreiben? Aber dann viel mir ein, daß ich ja fast täglich nichts anderes mache. Mein nächster Gedanke war, super, da gibt es doch noch ein paar Leute die mit Herzblut über ihr Hobby schreiben wollen!

Warum nicht. Also haben wir uns ein paar neue Themen ausgedacht, mit denen Vincent demnächst euer Wissen vertiefen wird. Damit ihr Vincent erst einmal etwas kennen lernt, habe ich ein kleines Interview mit ihm gemacht.

Vincent Staat

Hallo Vincent, damit die Leser dich besser kennen lernen, sage uns doch bitte wo du wohnhaft bist, wie alt du bist und was deine Hobbies sind?

Wohnhaft in Rodgau, Alter 24, Hobbies natürlich Bonsaizucht, Mooskultivierung, allgemeine Gartenarbeit, Rollenspiele (besonders Shadowrun und das), Sport, malen/zeichnen und alle möglichen Bastelarbeiten. Die Bastelarbeiten sind dann allerdings auf kein bestimmtes Thema festgelegt und können von Ideen über neuere Bonsaischalen über ein modifiziertes Terrarium bis Modifikationen am Auto liegen. Es wird zwar nicht immer alles auch in die Tat umgesetzt, aber zumindest die Grundpläne stehen immer schon und das entsprechende theoretische Wissen wird sich angeeigent.

Du studierst gerade Biologie. Wo liegen in diesem Fach, deine Interessen oder Schwerpunkte und welchen beruflichen Weg möchtest du gerne realisieren?

Die momentanen Schwerpunkte liegen im Bereich Tierphysiologie, Neurobiologie, Zellbiologie und Molekularbiologie. Interessen natürlich zusätzlich noch in Pflanzenphysiologie. Als berufliche Laufbahn sind für mich momentan zwei Wege interessant. Entweder werde ich nach meinem Bachelor in Biologie ein Zweitstudium in Medizin anfangen, um von da aus in die Unfallchirurgie zu kommen, oder ich mache meinen Master in Neuro- und Zellbiologie mit dem Schwerpunkt in der Schmerzforschung.

Wie bist du auf meinen Bonsaiblog aufmerksam geworden?

Recht zufällig. Ich hatte nach mehr Pflegetipps für meine Hainbuche (Carpinus betulus) gesucht.

In der nahen Zukunft werden einige Artikel aus deiner Feder hier im Blog erscheinen. Als Biologie-Student hast du sicherlich hervorragendes theoretisches Grundwissen und kannst damit sicherlich das Wissen im Blog für die Leser erweitern und vor allem auch vertiefen. Welche Themen hast du für unsere Bonsai-Gemeinde vorgesehen?

Momentan liegt mein Hauptaugenmerk bei der Mooskultivierung und den Phytohormomen, beides Themen, welche zwar nicht vollkommen unwichtig sind in der Bonsaiszene, aber meines Erachtens nach noch nicht ganz die Aufmerksamkeit bekommen hat. So finden sich zwar an und auf einigen Bonsais Moose, welche das Gesamtbild optisch ein wenig ergänzen, sind diese allerdings doch meist eher ein schönes Nebenprodukt, denn wirklich gezielte Zucht. Ich möchte in meinen Artikeln die gröbsten Zuchtmythen beseitigen, so wie eine grobe Anleitung geben, wie Moose am besten zu kultivieren sind und natürlich welche Moosarten für den Anfänger am besten geeignet sind.
Bei den Phytohormonen wieder möchte ich auf die Feinheit des Zusammenspiels hinweisen, welche Hormone was bewirken, welche blockieren sich gegenseitig, was kann eine Mutation des entsprechenden Hormons bewirken etc.

Stammt dein Fachwissen über die Biologie überwiegend aus dem Studium oder hast du dich schon in jüngsten Jahren dafür interessiert?

Von der reinen Menge her stammt das meiste aus dem Studium, alleine schon deshalb, weil das vorgehen zur Wissensaneignung mit einer strafferen Struktur einhergeht und natürlich mehr Wissen innerhalb kürzerer Zeit vermittelt werden muss. Dennoch ist auch einiges von dem Wissen, besonders im Bereich der Botanik aber auch im Bereich der Neurobiologie, durch reines Interesse entstanden. So kann es durchaus passieren, daß ich abends von meinem Nebenberuf in der Krankenpflege nach Hause komme, irgendeinen Interessanten Sachverhalt gefunden habe oder aber ich habe im Fernseher/in der Zeitung/auf einem Werbeplakat irgendeinen Interessanten Bericht über einige Pflanzen oder Tierarten entdeckt, welche ich kurz nachlesen will und von diesem zum nächsten gelange und zum übernächsten und irgendwann nach einigen Stunden schmökern bin ich bei einem Artikel angelangt, der nicht mehr wirklich etwas mit dem Ausgangsthema zu tun hat, aber irgendwie doch wieder in den Gesamtkontext passt und einfach mal interessant zu wissen war.

Sammelst, pflegst oder gestaltest du selbst Bonsai?

Selbstverständlich. Zwar befinden sich die meisten meiner Bonsais noch im Aufbau bzw. viele davon sind noch ein ganzes Stück davon entfernt als Bonsai bezeichnet werden zu können, aber die bisherige Sammlung ist schon recht beachtlich und umfasst alleine an Variation elf verschiedene Arten. Die meisten davon sind die sogenannten Outdoors, mit den Vertretern Rotbuche (Fagus sylvatica), Hainbuche (Carpinus betulus), Birke (Betula pendula) und neu der rote Fächerahorn (Acer palmatum deshojo) um nur einige Beispiele zu nennen.

Gibt es für dich besonders faszinierende oder interessante Pflanzen oder Baumarten?

Einige. Zu viele, um sie alle Aufzulisten. Die meisten davon verbinde ich mit irgendwelchen Szenen, entweder auf Büchern, Filmen oder allgemein der Kunst. So sind für mich Buchen im allgemeinen sehr faszinierende Pflanzen, da ich damit mittelalterliche Wälder verbinde, alte Zaubergeschichten und dichte, aber helle Wälder. Hainbuchen fallen für mich unter die selbe Kategorie. Aber auch solche Pflanzen wie der Blauregen weckt solche Assoziationen, besonders während der Blütezeit muss ich immer an eine Trauerweide aus einem Fantasiereich denken, welche einsam an einem Sommerabend am Flussufer steht.

Welche Pflanzenart ist als Bonsai dein Favorit?

Habe ich nicht. Wie gesagt, ich verbinde Pflanzen immer mit bestimmten Szenen und ja nach dem was ich versuchen will als Gesamtkonzept in der Bonsaischale darzustellen wähle ich die eine oder die andere Pflanze. Ich könnte höchstens einige Favoriten für Anfänger nennen. Da wäre zum einen als Indoor die Myrthe (Myrtus communis), welche schon mit sehr schönen kleinen Blättern aufwartet und auch eine recht gute Schnittverträglichkeit aufweist. Zum anderen wäre für die Kategorie der Outdoors die Hainbuche (Carpinus betulus) und die Hasel (Corylus avellana) zu nennen, welche beide eine sehr hohe Schnittverträglichkeit haben, auch im Wurzelbereich.

Ziehst du dir selber Pflanzen oder Bonsai aus Samen, Sämlingen, Stecklingen oder anderen Vermehrungstechniken?

Teilweise. Mein Geldbaum (Crassula ovata) wurde als Steckling gezogen und momentan züchte ich Orangenjasmin (Murraya paniculata) aus Samen.

Gibt es für dich persönliche Vorbilder in der Biologie und in der Bonsaigestaltung?

Kurz und bündig: Nein.

Betreibst du selber auch eine Homepage, wenn ja worüber?

Auch nicht. Ich schreibe nur ab und zu in verschiedenen Foren.

Welche Tipps würdest du Bonsai-Einsteigern mit auf den Weg geben?

Nicht entmutigen lassen, falls die eine oder andere Pflanze trotz großer Mühe dennoch eingehen sollte. Nur aus den Fehlern lernt man und manche nicht jede Pflanze ist auch für jeden geeignet. Manch einer hat ein Händchen für Sukkulenten, ein anderer wiederum ist ein Meister der Kletterpflanzen und der nächste wieder ist ein Spezialist für die Buchenartigen. Findet euren persönlichen Favoriten und ziert euch nicht, auch mal etwas auszuprobieren.

Danke Vincent für das Interview!
Ich freue mich schon auf deine ersten Fachartikel 😉

8 Comments

  1. Alexander 26. Mai 2011
  2. Anita 26. Mai 2011
  3. Bernd 27. Mai 2011
  4. Alexander 27. Mai 2011
  5. Bernd 28. Mai 2011
  6. Matthias 17. Januar 2012
  7. Bernd 19. Januar 2012
  8. Matthias 19. Januar 2012

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