Chinesische Penjing

In Amerika und Europa wurde man zuerst auf die japanischen Bonsai-Bäume aufmerksam.

Irgendwann stieg die Begeisterung für die Bäume in einer Schale und die ersten Händler und Gestalter sorgten für die erste Verbreitung von Bonsai.

Das diese Kunst, Bäume in einer Schale zu pflegen und gesalten, aus China stammt wissen meist nur Bonsai-Fans.

Ursprünglich wurden in China Landschaften in Schalen nachgebildet. Später entstanden die ersten Bäume die in einer Schale präsentiert wurden.

Vermutlich haben dann buddhistische Mönche diese Gartenkunst aus China nach Korea und Japan gebracht.

Chinesische Ulme (Ulmus parvifolia)

Chinesische Ulme (Ulmus parvifolia)

Penjing werden in China in verschiedene Bereiche aufgeteilt:

  • Shumu oder Tree Penjing – Bäume in einer Schale
  • Shanshi oder Landscape Penjing – Landschaften mit und ohne Bäume, Steine …
  • Shuihan oder Water and Land Penjing – Landschaften mit Wasser

Als Vorbilder gelten meist chinesische Landschaften. Auch Figuren von Menschen und Tieren werden für eine harmonisch wirkende Landschaft eingesetzt.

Ulmus parvifolia als Bonsai-Baumgruppe

Ulmus parvifolia als Bonsai-Baumgruppe

Penjing Chronologie:

  • 206 v. Chr. bis 220 n. Chr. wurde in der Han-Dynastie vom Kaiser die ersten Nachbildungen von Landschaften in Auftrag gegeben.
  • Topfpflanzen waren auch schon bekannt und wurden Penzai genannt.
  • 960 – 1279 in der Song-Dynastie erreicht die Penjing-Kunst vermutlich ihren Höhepunkt. In dieser Phase entstanden auch die „Bilderollen der 18 Gelehrten“ mit Abbildungen von zwei Kiefer-Penjing.
  • 12. bis 13. Jahrhundert brachten buddhistische Mönche die ersten Penzai nach Japan. Dort wurden und werden diese Bäume in Schalen bis heute als Bonsai genannt. Die Angaben hierzu sind je nach Quelle recht unterschiedlich. Chinesische Quellen verweisen hier auf die Zeit zwischen 1127-1279. Andere Quellen verweisen auf einem Zeitraum zwischen dem 10. bis 11. Jahrhundert.
  • In der Ship-Dynastie werden Landschaften mit Steinen und Wasser weiter entwickelt. 116 Steinarten werden für die Gestaltung aufgezählt.
  • 1280 – 1368 in der Yuan-Dynastie waren die kleinsten Bäume sehr beliebt.
  • 1368 – 1644 in der Ming-Dynastie werden Einzelbäume in Schalen vermutlich Penjing genannt. Es werden Bücher über Penjing geschrieben.
  • 1644 – 1911 in der Ching Dynastie sind kleine Bäume am beliebtesten und werden von reichen Familien gehalten. Die Pflege erfolgt durch Penjing-Gärtner.
  • 1949 wird Penjing in China zur Volkskunst ernannt. Diese Kunst wird bis heute weiter entwickelt.

China ist ein sehr großes Land. So haben sich über die Jahrhunderte ganz unterschiedliche Gestaltungsstile entwickelt.

Penjing Stilrichtungen:

Lignan-Schule:

Es wird der Stamm geschnitten und die Äste lässt man wachsen. Das macht man über einen bestimmten Zeitraum solange bis daraus ein natürlich wirkender Baum gestaltet worden ist.

Das Aussehen entspricht meist dem Baum-Vorbild in der Natur.

Shanghai (Hai) Schule:

Auch bei diesem Gestaltungstil kommte es auf eine natürliche Darstellung an. Wie beim Lignan-Stil wird auch hier der Stamm geschnitten. Zusätzlich verfeinert man die Gestaltung durch Binden und Drahten.

Suzhoo (Su) Schule:

Grundlage ist ein alter knorriger Stamm auf dem ein zartes filigranes Ast- und Laubpolster aufgebaut werden. Ein Kontrast zwischen jung und alt wird damit symbolisch dargestellt.

Eine Variante ist der Aufbau von 3 oder 6 Ästen mit reicher Verzweigung und einem dichten Laubpolster.

Yangzhou (Yang) Schule:

Der Stamm oder die Stämme sind gewunden. Auch die Äste haben Windungen. Die Hauptäste habe ein dichtes Polster. Yang bedeutet Wolken. Wolkenstil. Stamm und Äste werden mit Palmfasern geformt.

Sichuan (Chuan) Schule:

Ein sehr künstlerlischer Stil. Bereits im jungen Alter wird der Stamm und die Äste mit Palmschnüren in eine gewünschte gewundene Form gebracht. Der Stamm sieht aus, als ob er um etwas gewunden worden ist. Der Stamm windet sich wie ein Drache um eine imaginäre Form.

Das sind die fünf bekanntesten chinesischen Stilrichtungen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Penjing-Schulen.

Worin besteht der Unterschied von Penjing gegenüber Bonsai?

Schwierig zu sagen. Manche Penjing ähneln den Bonsai die in Japan oder der westlichen Welt gestaltet werden. Andere Penjing wirken sehr skurril. Wiederum andere wirken auf uns Europäer wengier ästhetisch.

In die Gestaltung fließt meist die Kultur eines Landes mit ein. Inzwischen sehen auch europäische Bonsai nicht mehr so oft wie japanische aus. Auch in Europa hat sich inzwischen ein eigener Bonsaistil entwickelt. Es werden immer öfter heimische Bäume und Sträucher zu großartigen Bonsai gestaltet.

Penjing orientieren sich meist an heimischen Bäumen und Landschaften. Die Natur ist auch beim Penjing wie beim Bonsai meist das Vorbild. Was der Bonsaigestalter daraus macht unterliegt seiner künstlerischen Freiheit und seinem gärtnerischen und handwerklichem Wissen und Können.

Alles klar?

Nein?

Macht nichts. Entweder gefällt einem ein Penjing oder er gefällt einem nicht. Aber das ist bei Bonsai genauso. Mir persönlich gefallen einige Penjing-Gestaltungen sehr gut. Auf mich wirken einige wesentlich natürlicher als viele japanische Baum-Gestaltungen. Aber auch manch sehr künstlerisch gestalteter Penjing hat seinen Reiz und wirkt auf mich als Betrachter eindrucksvoll. An einigen Penjing sieht man die jahrhundertealte chinesische Kunst Pflanzen zu Landschaften zu gestalten.

Literataur-Quellen:

Penjing, Miniaturbäume aus China von Ilona Lesniewicz und Li Zimin, Fotos von Achim Bunz. ISBN 3924982023
Penjing: The Chinese Art of Bonsai: A Pictorial Exploration of Its History, Aesthetics, Styles and Preservation von Zhao Qingquan ISBN 1602200092
Landschaften gestalten mit Bonsai von Su Chin Ee. ISBN 3800144417

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