Letzte Woche erhielt ich von einer Blogleserin ein paar Fotos von ihrem jüngst erworbenen Bonsai.
Es handelt sich um einen zweijährigen Portulacaria afra var.
Kleine Korrektur, es ist sogar der erste Bonsai 😉
Und da gibt es natürlich einige Fragen.
Aber lest selber was die neue Bonsaibesitzerin geschrieben hat:
Hallo Bernd,
ich folge deinem Blog nun schon eine Weile und wollte dir erstmal ein großes Lob aussprechen. Deine Beiträge sind nicht nur sehr informativ, sondern gerade für einen Bonsai-Einsteiger wie mich auch wunderbar verständlich erklärt. Vielen Dank dafür!
Anbei schicke ich dir ein paar Fotos meiner ersten „Errungenschaft“.
Ich habe mich hier nach einiger Überlegung für eine anfängergeeignete Portulacaria afra (var.) entschieden und zwar für eine ca. 2 jährige Jungpflanze.
Das erste Bild zeigt diese am Tag des Kaufs (vor ca. einer Woche), die anderen einige Tage später nach dem Umtopfen in einen Teichtopf.
Ich habe sie nun erst einmal wie hier gezeigt eingepflanzt, da sich diese gelehnte Form anbot und ich sie eigentlich ganz interessant fand. Ob das auch die angestrebte Form bleibt ist aber noch völlig offen.
Als Neueinsteiger wäre ich an dieser Stelle für etwaige Anmerkungen dankbar. Sollte ich in dieser Form beispielsweise den Stamm durch spannen erst einmal „absichern“? Außerdem würde mich sehr interessieren was du und deine Leser zu der Wunde? Totholzstelle? im oberen Teil des Stammes sagen.
Liebe Grüße
Welche Tipps und Pflegehinweise könnte ihr der Pflegerin geben?
Was würdet ihr als nächstes für Pflege- und Gestaltungsmassnahmen vornehmen?
Hallo,
erst mal Gratulation zu deinem ersten Bonsai!
Die Bezeichnung var. steht für eine Varietät mit panaschierten Blättern. Meist brauchen Pflanzen mit panaschierten Blättern viel Licht, damit diese nicht verloren geht. Aber viel Licht brauchen die meisten sukkulenten Pflanzen, so auch der klassische Jadebaum.
Ich mutmasse mal, dass du den Baum in einen Teichtopf gepflanzt hast, damit er schneller wächst bzw. der Stamm schneller dicker wird?
Die Schnittstelle oben ist nicht schlimm. Wenn du den Baum ab Mai im Freien in die pralle Sonne stellen kannst, wird er dort oben neue Austriebe bringen. Meist in den Astachseln darunter. Wenn der Ast oben bereits vom Schnitt abgetrocknet sein sollte, könnten auch an der Spitze neuer Austrieb entstehen.
Totholz gibt es beim Jadebaum nicht, da die Pflanzen nicht richtig verholzen und eher weiches Gewebe haben. Tote Bereiche vertrocknen deswegen relativ schnell und fallen dann einfach ab. Aber keine Angst, dies erfolgt meist nur bis zu den nächsten Astringen.
Ob die geneigte Form für diesen Baum besser ist kann ich mir derzeit nich wirklich vorstellen. Ich hätte in aufrecht weiterwachsen lassen. Dies ist aber persönliche Ansichts- und Geschmackssache.
Das Substrat im Teichtopf sieht recht mineralisch aus. Das ist schon einmal ganz gut, da so die Wurzeln einen guten Sauerstoffaustausch haben und schneller wachsen können.
Viel Erfolg!
Bernd
Hallo auch von meiner Seite,
also, die geneigte Form sieht meines Erachtens nach auch bei diesen Pflanzen sehr interessant aus. Ich selber bin seit letztem Jahr auch dabei bei meiner Crassula ovata diese Form zu züchten, sogar in einer noch etwas extremeren Variante als du. Da es sich um eine blattsukkulente Pflanze handelt, würde ich dir sehr eine Stütze zu der Seite empfehlen, zu welcher diese gelehnt ist, da dir die Pflanze sonst anfangs sehr leicht kippen kann. Dauert etwa zwei Monate, dann hat sich genug Wurzelmasse gebildet, daß du die Stütze wieder entfernen kannst und sich die Pflanze selber tragen kann. Ein Stein würde sich da mehr anbieten, als Draht, einfach, weil du damit ein evtl. einwachsen direkt vermeiden kannst und der Effekt der Selbe ist. Ansonsten gilt das von Bernd bereits geschriebene. Viel Spaß mit deinem ersten Bonsai. 🙂
Lieben Gruß
Vincent
Hallo zusammen,
ich ‚oute‘ mich dann mal als Pflegerin dieser Portulacaria. Vorneweg schon einmal vielen Dank für die ausführlichen und äußerst hilfreichen Antworten!
Der Sinn des Umtopfens besteht wie von Bernd bereits vermutet tatsächlich darin, dem Kleinen erstmal die besten Wachstumsbedingungen zu bieten. Ich habe mich hier an deinen Beispielen im Blog orientiert. Abgesehen davon war es dringend notwendig. Es hatte sich in der Mini-Bonsaischale bereits in richtiger Wurzelteppich gebildet, den ich bei dieser Gelegenheit gleich versucht habe unter Kontrolle zu bringen. Auf der positiven Seite waren aber auch einige sehr vielversprechende ‚Hauptwurzeln‘ vorhanden.
Das Substrat ist eine Mischung mit Bimskies und Lavalit und nach einer Ruhephase werde ich beginnen vorerst stickstoffbetont zu düngen. Im Mai geht es dann tatsächlich in den Garten. Sonne sollte – hoffentlich – auch bis dahin kein all zu großes Problem werden, da ich über eine Glasfront zur ‚Sonnenseite‘ hin verfüge, die diesem Kleinen sehr entgegenkommen sollte.
Die Erklärung zu der oberen Schnittstelle und dem vertrockneten Bereich am Stamm beruhigt mich allerdings. Ich werde dann einfach erstmal beobachten was sich daraus noch entwickelt. Wer weiß, vielleicht tun sich hier mit dem entstehen neuer Triebe zukünftige Möglichkeiten auf.
Nun aber zu der ‚umstrittenen‘ geneigten Form. Diese ist um ehrlich zu sein tatsächlich das, wobei ich mir noch am unsichersten bin (obwohl der Tip des Abstützens schonmal viel wert war und ich diesen gleich in die Tat umgesetzt habe). Wie das erste Foto direkt nach dem Kauf zeigt, lag auch bei mir der Gedanke an die aufrechte Form zuerst sehr nahe. Immerhin zeigt der Kleine dafür bereits recht schöne Ansätze. Das Problem das ich darin sehe ist die doch deutliche Neigung des Stammes (siehe Bild 2 + 4), die nach dem freilegen des Stammansatzes noch klarer zu erkennen war. Dabei wäre dann wohl die Frage, in wie fern sich diese durch entsprechende Neuaustriebe im Laufe der Zeit korrigieren bzw. ausgleichen ließe?! Denn verstärken dürfte sich diese dann wohl kaum noch?! Es erschien mir also tatsächlich vorerst auch schlicht ‚einfacher‘ die jetzt gezeigte Form zu wählen. Allerdings halte ich mir dabei auch vor Augen, dass es sich ja noch um einen sehr jungen Baum handelt und sich bei diesem noch vieles verändern kann. Welche Form er letztendlich annimmt wird also sicher auch stark von der weiteren Entwicklung abhängen. 🙂
Liebe Grüße,
Natalie
@ Natalie
gratuliere dir, da du dich bereits sehr tief mit der Gestaltung beschäftigt hast!
Deinen Überlegungen kann ich nur zustimmen. Die geneigte Form würde ich nicht als umstritten bezeichnen, sondern deinen Weg, die Pflanze zum Bonsai zu gestalten.
Nach deiner Ausführung gefällt mir nun deine Entscheidung sehr gut und ich kann mir durchaus eine gelungene Gestaltung vorstellen.
Die Neigung des Stammes würde ich auch wie von Vincent vorgeschlagen mit einem Stein stützen. So kannst du die gewünschte Neigung steuern. Neuaustrieb wird dann überwiegend oben entstehen bzw. nach oben wachsen.
Wie weit du den Stamm neigen möchtest ist auch von der geplannten Baumhöhe abhängig?
Damit sich die Wurzeln weiter ausbreiten können ist ein kleiner Stein unter dem Wurzelballen hilfreich. Dadurch wachsen die Wurzeln in die Breite und ergeben meist schneller einen ausgewogeneren Wurzelansatz, der unten breiter wirkt. Wenn du noch keine Stein darunter gelegt hast, kannst du dies auch beim nächsten umtopfen, sofern erforderlich, nachholen.
MFG
Bernd
Vielen Dank. In der Tat habe ich mir nach reichlichem Einlesen in die Materie doch bereits einige Gedanken gemacht. Vielleicht auch zuviele, aber ich denke es kann nicht schaden eine gewisse Vorstellung zu haben wohin die Reise gehen soll. Besonders da eine Jungpflanze einem ja doch eine gute Gelegenheit gibt schon sehr früh entsprechend einzuwirken. Spontan umdisponieren kann man immernoch, sollte sie sich plötzlich in eine völlig ungeahnte Richtung entwickeln.
Es freut mich auch zu lesen, dass ich deine Meinung zu der geneigten Form ein wenig ändern konnte. Wie wohl nicht anders zu erwarten ist man selbst zu Beginn ja doch eher unsicher und es bestärkt mich in meiner Entscheidung, zu lesen, dass sowohl Vincent als nun auch du durchaus eine Chance in dieser Form sehen.
Den Ratschlag den Baum mit einem Stein zu stützen habe ich nun bereits umgesetzt, vorerst mal in der auf den Fotos bereits gezeigten Neigung. Desweiteren habe ich allerdings auch den Teichkorb auf der Seite der Wuchsrichtung unterlegt, um – hoffentlich – zu erreichen, dass die Spitze in dieser Richtung, dem derzeitigen Stamm folgend, weiter wächst. Welche Baumhöhe ich letztendlich erreichen möchte steht zwar derzeit noch nicht genau fest, doch mehr als die jetzigen ca. 10cm sollten es in jedem Fall werden.
Ein Stein unter dem Wurzelballen klingt ebenfalls nach einer guten Idee, die ich mir merken werde. Eine ähnliche Technik hatte ich beim Umtopfen der Portulacaria diesmal lediglich angewendet um einige Wurzeln in die gewünschte Richtung zu bringen. Ich verwendete hier kleinere Steine als lockere ‚Keile‘. Ob sich dies als wirkungsvoll erweist werde ich beim Umtopfen im nächsten Jahr feststellen und dann gegebenenfalls auch deinen Tip umsetzen.
LG,
Natalie
PS.: Ich habe mich, nebenbei erwähnt, hinreißen lassen mir desweiteren gleich 6 (!) neue Jungpflanzen verschiedener verholzender Sträucher zur Gestaltung als Outdoor-Bonsai zu kaufen. Ja, im Aldi-Angebot, wie ich gestehen muss. Als Übungsmaterial für den interessierten Einsteiger jedoch sicher ausreichend und im schlimmsten Falle kein all zu großer Verlust. Auch die Schnellwüchsigkeit kommt dem Ziel ‚erst einmal Erfahrung sammeln‘ sicher entgegen. Mal schauen was sich daraus ergibt.